Biographie Johann Wolfgang Goethe (Seite 9)

Goethes letztes Lebensjahrzehnt ist erfüllt von der Arbeit an Wilhelm Meisters Wanderjahren, der Italienischen Reise, dem Gedichtzyklus Urworte, Orphisch, seiner Autobiographie Dichtung und Wahrheit, vor allem aber an Faust, der Tragödie zweiter Teil, den er 1831 abschließt, gleichsam sein poetisches Vermächtnis. "Mein ferneres Leben", sagte er zu Eckermann, "kann ich nunmehr als reines Geschenk ansehen, und es ist jetzt im Grunde ganz einerlei, ob und was ich noch etwa tue." Am 22. März 1832 stirbt er im 83. Lebensjahr.

Nachdem schon seit 1827 seine Werke in einer vollständigen Ausgabe letzter Hand in vierzig Bänden erschienen sind, werden nach seinem Tod von 1832 bis 1842 noch zwanzig Bände Nachgelassene Werke ediert. Ein gewaltiges, in der Qualität unterschiedliches und an Widersprüchen reiches Œuvre. In ihm spiegelt sich eine große Persönlichkeit, deren tiefere Problematik nur aus den Zeitumständen adäquat verstehbar wird. So ist dieses Werk zugleich Spiegelbild einer Epoche, die in ihrem inneren Widerspruch die vielleicht fruchtbarste und folgenreichste der deutschen Geistesgeschichte ist.

Johann Wolfgang Goethe.
Johann Wolfgang Goethe.
Lithographie von Daniel Maclise nach einer Zeichnung von William Makepeace Thackeray, 1830

»Goethe selbst wußte recht gut, wie vieles unter seinen späteren Produkten Altersschwäche erzeugte, [...] das ‘besser ungeschrieben geblieben wäre’ [...] er sah dem Treiben seiner Bewunderer, wie oft er sich von ihnen schmeicheln lassen mochte, auch wieder mitleidig zu, und zuckte die Achseln [...], wenn sie ‘so manch verständliches Wort mißverstanden und manchem unverständlichen Sinn liehen’«.

Georg Gottfried Gervinus: ‘Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen’. Fünfter Theil, 1842

»Sibyllinisch mit meinem Gesicht
Soll ich im Alter prahlen!
Je mehr es ihm an Fülle gebricht,
Desto öfter wollen sie’s malen.«

Johann Wolfgang Goethe: ‘Sprüche’

»Wenn ich dumm bin, lassen sie mich gelten;
Wenn ich Recht hab’, wollen sie mich schelten.«

Johann Wolfgang Goethe: »Zahme Xenien«