Franz Kafka / Bilder

Kafka
Felice Bauer und Franz Kafka, kurz nach der zweiten Verlobung

»Zusammenstellung alles dessen, was für und gegen meine Heirat spricht:
1. Unfähigkeit, allein das Leben zu ertragen, [...]. Die Verbindung mit F. wird meiner Existenz mehr Widerstandskraft geben.
2. [...] Gestern sagte meine Schwester: ?Alle Verheirateten (unserer Bekanntschaft) sind glücklich, ich begreife es nicht?, auch dieser Ausspruch gab mir zu denken, ich bekam wieder Angst.
3. Ich muß viel allein sein. Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinsein.
4. Alles, was sich nicht auf Literatur bezieht, hasse ich, es langweilt mich, Gespräche zu führen […], es langweilt mich, Besuche zu machen, Leiden und Freuden meiner Verwandten langweilen mich in die Seele hinein. [...]
5. Die Angst vor der Verbindung, dem Hinüberfließen. Dann bin ich nie mehr allein.
6. Ich bin vor meinen Schwestern, [...] oft ein ganz anderer Mensch gewesen als vor anderen Leuten. Furchtlos, bloßgestellt, mächtig, überraschend, ergriffen wie sonst nur beim Schreiben. Wenn ich es durch Vermittlung meiner Frau vor allen sein könnte! Wäre es dann aber nicht dem Schreiben entzogen? Nur das nicht, nur das nicht!
7. Allein könnte ich vielleicht einmal meinen Posten wirklich aufgeben. Verheiratet wird es nie möglich sein.«

Tagebucheintrag vom 21. Juli 1913

Kafka
Einer der zahllosen Briefe des Vizesekretärs Franz Kafka aus Prag, mit denen er sich die Liebe von Felice Bauer, Prokuristin der Firma Lindström in Berlin, erschrieb.

»Wie wenig nützt die Begegnung im Brief, es ist wie ein Plätschern am Ufer, zweier durch ein See Getrennter.«
An Hedwig Weiler, 29. August 1907

»Du gehörst zu mir, ich habe Dich zu mir genommen; ich kann nicht glauben, daß in irgendeinem Märchen um irgendeine Frau mehr und verzweifelter gekämpft worden ist als um Dich in mir, seit dem Anfang und immer von neuem und vielleicht für immer.«
An Felice, 19. Oktober 1916