Ausführliche Biographie Alfred Döblin (1878 – 1957) (Seite 3)

Im Februar 1933 flieht Döblin vor den Nationalsozialisten über Zürich nach Paris. Die deutsche Staatsbürgerschaft wird ihm aberkannt, stattdessen nimmt er 1936 die französische an. 1938 erscheint der erste Band des Revolutionsromans November 1918, die anderen drei Bände folgen zwischen 1943 und 1950. Bei Kriegsausbruch 1939 tritt Döblin als Mitarbeiter in das französische Informationsministerium unter der Leitung von Jean Giraudoux ein und verfasst gemeinsam mit anderen deutschen Emigranten Flugblätter. Im Juni 1940 flieht er mit seiner Frau und den übrigen Mitarbeitern des Ministeriums nach Südfrankreich; über Spanien und Portugal geht sein Weg schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika und dort nach Los Angeles.

Wie viele andere Emigranten – darunter Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Thomas und Heinrich Mann – hat es Döblin in Los Angeles schwer. Auch fühlt sich kulturell isoliert. Um seine Familie über Wasser zu halten, arbeitet er als Drehbuchautor in der Filmindustrie. 1941 tritt er mit seiner Familie zum Katholizismus über; bereits 1912 ist er aus der jüdischen Gemeinde in Berlin ausgetreten. Er ist wirtschaftlich in Schwierigkeiten, bekommt von verschiedenen Seiten Unterstützung, dann hilft der Writers Fund weiter. 1945 erfährt er, dass sich sein Sohn Wolfgang während des Zweiten Weltkrieges im Juni 1940 in Housseras im Elsass das Leben genommen hat.

Döblin ist einer der ersten Exilautoren, die nach Deutschland zurückkehrten. Noch 1945 geht er zurück nach Paris und beginnt einen Monat später im Rang eines Oberst seinen Dienst als Literaturinspekteur der französischen Militärverwaltung in Baden-Baden, später in Mainz. Er zensiert Manuskripte und bereitet eine literarische Monatszeitschrift vor, die 1946 unter dem Namen Das goldene Tor erscheint. Er schreibt auch für die Neue Zeitung und für den Südwestfun und ist 1947 an der Gründung der Literaturklasse der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur beteiligt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist er als Autor fast vergessen, nur eine Gruppe junger Schriftsteller schart sich um ihn, die ihn und sein schriftstellerisches Werk bewundern. Zu diesen Bewunderern gehört auch der junge Günter Grass.

Bei Döblin machte sich rasch Enttäuschung über die politische Restauration der Nachkriegszeit in Deutschland bemerkbar. Sein Revolutionsroman November 1918 hat nur mäßigen Erfolg. Später, als Deutschland geteilt wird, unternimmt Johannes R. Becher im Dienst der Akademie der Künste der DDR einige Annäherungsversuche, die Döblin aber ablehnt. Dennoch schreibt er Beiträge für DDR-Zeitschriften. Sein Roman Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende kann zunächst nur in der DDR erscheinen.

1953 geht Döblin wieder nach Frankreich, wo er bis 1956 bleibt. Immer wieder führen ihn Krankheiten nach Deutschland zurück, wo er sich in Kliniken und Sanatorien in Höchenschwand und Buchenbach sowie in Freiburg im Breisgau behandeln lässt.

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