Kurzinhalt, Zusammenfassung "Die Ermordung einer Butterblume" von Alfred Döblin

Zwischen 1904 und 1911 entstehen die Geschichten des Erzählbands Die Ermordung einer Butterblume. Sie handeln von Mensch und Natur, Leben und Tod, Mann und Frau. Sie sind ungewöhnlich, grotesk, surreal. Die Scheinordnung bürgerlicher Ruhe und Moral wird in Frage gestellt, die Realität im Fantastischem und Märchenhaften aufgelöst. Die Neigung zum Irrationalen findet sich dabei nicht nur in vielen Schriften Döblins, sondern überhaupt in der Literatur des Expressionismus.

Die Erzählungen, Novellen, Chroniken, Miniaturen, Satiren, Märchen, Skizzen sind forsch und schnell erzählt, gut beobachtet, kurzweilig und handeln von Stiftsfräulein, Rittern, Kaplänen, Gespenstern, Riesen, Verbrechern. Obwohl sie psychologisch genauestens beobachtet sind, werden die Geschichten meist strikt an den Handlungen der Personen und entlang der Ereignisse erzählt.

Die bekannteste Erzählung Döblins ist die Titelgeschichte des Bandes, Die Ermordung einer Butterblume. Darin spaziert der Kaufmann Michael Fischer, ein dicker Mann mit ältlichem Kindergesicht, an einem heißen Sommertag von Immenthal nach St. Ottilien. Seinen Stock schwingend, bleibt er an ein paar Blumen hängen, kann sich nicht von ihnen lösen, schlägt auf sie ein. Der Mann neigt zum Jähzorn; seine Zerstörungswut lässt ihn nicht los, er wandert weiter und schlägt einer weiteren Butterblume den Kopf ab: „Sein Arm hob sich, das Stöckchen sauste, wupp, flog der Kopf ab. Der Kopf überstürzte sich in der Luft, verschwand im Gras. Wild schlug das Herz des Kaufmanns. Plump sank jetzt der gelöste Pflanzenkopf und wühlte sich in das Gras. Tiefer, immer tiefer, durch die Grasdecke hindurch, in den Boden hinein. Jetzt fing er an zu sausen, in das Erdinnere, daß keine Hände ihn mehr halten konnten. Und von oben, aus dem Körperstumpf, tropfte es, quoll aus dem Halse weißes Blut nach in das Loch, erst wenig, wie einem Gelähmten, dem der Speichel aus dem Mundwinkel tropft, dann in dickem Strom, rann schleimig, mit gelbem Schaum auf Herrn Michael zu, der vergeblich zu entfliehen suchte, nach rechts hüpfte, nach links hüpfte, der drüber wegspringen sollte, gegen dessen Füße es schon anbrandete.“

Die Ermordung der Butterblume wächst sich für Fischer zu einer Neurose aus, immer mehr verheddert er sich in Schuldgefühlen. „Mord begangen an einer erwachsenen Butterblume!“; diese Meldung taucht pathetisch vor seinem Auge auf. Fantasien suchen ihn heim: Wie der abgeschlagene Kopf der Blume allmählich verwest und wie der ganze Wald nach dem Pflanzenkadaver riecht. Er kehrt um, will dem ein Ende machen, sucht nach der Blume, aber alle sehen gleich aus.

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