Interpretation "Schach von Wuthenow" von Theodor Fontane (Seite 7)

Die Erzählung Schach von Wuthenow endet nicht mit einem Untergang, sie endet mit einem Neuanfang. Dieser Neuanfang findet nicht in Berlin statt, sondern in Rom, und er ist keine Fortsetzung der preußisch-protestantischen, sondern er kommt aus der südlichen, katholischen Kultur. Victoire hat sich dem Katholizismus zugewendet, Marienkult und Bilderverehrung sind ihr ebensowenig fremd wie der Wunderglaube. In gewisser Weise bekommt Bülow also noch einmal Recht mit seinen Prophezeihungen: Das Preußentum mitsamt seiner protestantischen Staatsreligion, die auf Rationalität und Nüchternheit festgelegt ist, ist zum Untergang verdammt, in der Emotionalität und im Mysterium des Katholizismus liegt die Zukunft. Die fremde, südliche Kultur kann das, was sonst nur die Natur kann: Sie ist "trostreich und labevoll, und kühl und schön."

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