Johann Wolfgang Goethe / Bilder

Goethe
Goethe 1775. Bleistiftzeichnung von Georg Friedrich Schmoll

»Jede Wendung, mit der Goethe seine Stellung in Weimar befestigte, entfernte ihn weiter von dem Schaffens- und Freundeskreis der Straßburger und Wetzlarer Anfänge. [...] In einer Provinzstadt wie Weimar aber konnte [die Sturm-und-Drang-] Bewegung nur flüchtig auftreten [...]. Auch das hat Goethe von vornherein klar erkannt und ist allen Versuchen begegnet, das Straßburger Wesen in Weimar fortzusetzen. [...] Es war politische Vernunft. Aber mehr noch triebhafte Abwehr gegen die schrankenlose Impulsivität und das Pathos, die im Lebensstil seiner Jugend lagen und denen er sich auf Dauer nicht gewachsen fühlte.«

Walter Benjamin: ‘Goethe’, 1929

Goethe
Ansicht von Weimar. Aquarell von Adolph Friedrich Rudolf Temler

»Man blickte nach Persönlichkeiten umher, die im aufstrebenden Deutschland so mannigfaches Gute zu fördern berufen sein könnten, und so zeigte sich durchaus eine frische Aussicht, wie eine kräftige und lebhafte Jugend sie nur wünschen konnte.«

Über die Pläne am Weimarer Hof. ‘Dichtung und Wahrheit’, 4. Teil, 20. Buch

Goethe
Christoph Martin Wieland. Gemälde von Ferdinand Jagemann, um 1805

»Dienstag, den 7. d. M., morgens um fünf Uhr, ist Goethe in Weimar angelangt. O bester Bruder, was soll ich Dir sagen? Wie ganz der Mensch beim ersten Anblick nach meinem Herzen war! Wie verliebt ich in ihn wurde, da ich am nämlichen Tage an der Seite des herrlichen Jünglings zu Tische saß! [...] Seit dem heutigen Morgen ist meine Seele so voll von Goethe, wie ein Tautropfe von der Morgensonne.«
Brief Wielands an Friedrich Heinrich Jacobi vom 10. November 1779 Immerhin hatte Goethe den etablierten Schriftstellerkollegen in seiner Farce Götter, Helden und Wieland von 1774 scharf angegriffen. Dieser reagierte jedoch überlegen: Noch im selben Jahr pries er die Satire im Teutschen Merkur als »ein Meisterstück von Persiflage«.

Goethe
Charlotte von Stein. Stahlstich von G. Wolf nach einem Selbstportrait, undatiert

»Kanntest jeden Zug in meinem Wesen, Spähtest wie die reinste Nerve klingt, Konntest mich mit Einem Blicke lesen, Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt; Tropftest Mäßigung dem heißen Blute, Richtetest den wilden irren Lauf, Und in deinen Engelsarmen ruhte Die zerstörte Brust sich wieder auf; Hieltest zauberleicht ihn angebunden Und vergaukeltest ihm manchen Tag. Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden, Da er dankbar dir zu Füßen lag. Fühlt sein Herz an deinem Herzen schwellen, Fühlte sich in deinem Auge gut, Alle seine Sinnen sich erhellen Und beruhigen sein brausend Blut!«

Aus Goethes Gedicht an Charlotte von Stein vom 16. April 1776

Goethe
Corona Schröter als Iphigenie und Goethe als Orest in der Uraufführung von Iphigenie auf Tauris am 6. April 1779. Stich von Friedrich Wilhelm Facius nach einem Ölgemälde von Georg Melchior Kraus.

»Iph. gespielt. gar gute Würckung besonders auf reine Menschen.«

Tagebucheintrag vom 6. April 1779

Goethe nahm das Stück zur Umarbeitung »in das schöne, warme Land als Begleiterin« mit.

‘Italiänische Reise’, Erster Teil (8. Sept. 1786)

»Ich merke wohl, daß es meiner ‘Iphigenie’ wunderlich gegangen ist, man war die erste Form so gewohnt, man kannte die Ausdrücke, die man sich beim öftern Hören und Lesen zugeeignet hatte; nun klingt das alles anders, und ich sehe wohl, daß im Grunde mir niemand für die unendlichen Bemühungen dankt. So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das möglichste getan hat.«

‘Italiänische Reise’, Zweiter Teil (16. März 1787)

Goethe
Tafel zu Goethes Schrift Über den Zwischenkiefer des Menschen und der Thiere (1786)

»Nach Anleitung des Evangelii muß ich Dich auf das eiligste mit meinem Glücke bekannt machen, das mir zugestoßen ist. Ich habe gefunden – weder Gold noch Silber, aber was mir eine unsägliche Freude macht – das Os intermaxillare am Menschen! Ich verglich mit [Justus Christian] Lodern Menschen- und Tierschädel, kam auf die Spur, und siehe, da ist es. Nur bitt ich Dich, laß Dir nichts merken, es muß geheim gehalten werden.«

Brief an Herder vom 27. März 1784

Goethe
Der von Goethe 1784 beschriebene Zwischenkieferknochen mit der nach ihm benannten Zwischenkiefernaht (sutura goethei).

Foto: Clarissa Höschel