Johann Wolfgang Goethe / Bilder

Goethe
Christiane Vulpius (1764 – 1816). Zeichnung Goethes (Bleistift, Kreide), um 1789

»Und welch ein Verhältnis ist es? Wer wird dadurch verkürzt? Wer macht Anspruch an die Empfindungen, die ich dem armen Geschöpf gönne? Wer an die Stunden, die ich mit ihr zubringe? Frage [...] jeden der mir näher ist, ob ich unteilnehmender, weniger mitteilend, untätiger für meine Freunde bin als vorher? Ob ich nicht vielmehr ihnen und der Gesellschaft erst recht angehöre.«

Brief an Charlotte von Stein vom 1. Juni 1789

»Zu meiner Entschuldigung will ich nichts sagen. Nur mag ich dich gern bitten: Hilf mir selbst, daß das Verhältnis, das dir zuwider ist, nicht ausarte, sondern stehen bleibe, wie es steht.«

Brief an Charlotte von Stein vom 8. Juni 1789

Goethe
Christiane und August in Goethes Hausgarten. Radierung von Carl Lieber nach einem Entwurf Goethes, 1793

»Goethes Verbindung mit seiner späteren Frau [...] ist fünfzehn Jahre lang ein schwerer Anstoß für die bürgerliche Gesellschaft der Stadt gewesen. Dennoch darf man dieses Verhältnis zu einem Proletariermädchen, Arbeiterin in einer Blumenfabrik, nicht als Zeugnis besonders freier sozialer Anschauungen des Dichters in Anspruch nehmen. Goethe hat auch in [...] der privaten Lebensgestaltung keine Maximen gekannt, geschweige denn revolutionäre.«

Walter Benjamin: »Goethe«, 1928

Goethe
Die Kanonade bei Valmy am 20. September 1792. Kupferstich von Aubert nach H. Vernet, um 1810

»Von jeder Seite wurden an diesem Tage zehntausend Schüsse verschwendet, wobei auf unserer Seite nur zwölfhundert Mann und auch diese ganz unnütz fielen. Von der ungeheuren Erschütterung klärte sich der Himmel auf [...]. Nachmittags ein Uhr, nach einiger Pause, war es am gewaltsamsten, die Erde bebte im ganz eigentlichsten Sinne, und doch sah man in den Stellungen nicht die mindeste Veränderung. Niemand wußte, was daraus werden sollte.« ‘Kampagne in Frankreich’

(Den 19. September, nachts)

Goethe
»Goethe und Schiller im Gespräch«. Federzeichnung von Johann Christian Reinhart (zugeschrieben), 1804 1787

»Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor und ließ mit manchen charakteristischen Federstrichen eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, [...] als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: ‘Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee.’ Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen: [...] der alte Groll wollte sich regen, ich nahm mich aber zusammen und versetzte: ‘Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe.’ Schiller, der viel mehr Lebensklugheit und Lebensart hatte als ich [...], erwiderte darauf als ein gebildeter Kantianer; und als aus meinem hartnäckigen Realismus mancher Anlaß zu lebhaftem Widerspruch entstand, so war viel gekämpft und dann Stillstand gemacht; keiner von beiden konnte sich für den Sieger halten, beide hielten sich für unüberwindlich. [...] Der erste Schritt war jedoch getan.«

»Erste Bekanntschaft mit Schiller« (1817 /1830)