Franz Kafka / Bilder

Kafka
Julie Wohryzek

»Und dabei ist sie im Herzen tapfer, ehrlich, selbstvergessend, – so große Eigenschaften in einem Geschöpf, das körperlich nicht ohne Schönheit, aber so nichtig ist, wie etwa die Mücke, die gegen mein Lampenlicht fliegt.«
An Max Brod, 6. Februar 1919

»Im Riegerpark gewesen. An den Jasminbüschen mit Julie auf- und abgegangen. Lügenhaft und wahr, lügenhaft im sanften, wahr in der Gebundenheit, im Vertrauen, im Geborgensein.«


Tagebucheintrag vom 30. Juni 1919
»Donnerstag. Kälte. Schweigend mit Julie im Riegerpark. Verführung auf dem Graben. Das alles ist zu schwer. Ich bin nicht genug vorbereitet.«
Tagebucheintrag vom 11. Dezember 1919

Kafka
Milena Jesenská

»Sie stehn fest bei einem Baum, jung schön, Ihre Augen strahlen das Leid der Welt nieder.«
An Milena, 3. Juni 1920

»Du gehörst zu mir, selbst, wenn ich Dich nie mehr sehen würde.«
An Milena, 12. Juni 1920

»Sie ist ein lebendiges Feuer, wie ich es noch nie gesehen habe. Dabei äußerst zart, mutig, klug und alles wirft sie in das Opfer hinein oder hat es, wenn man will, durch das Opfer erworben.«
An Max Brod, Anfang Mai 1920

»Da ich Dich liebe [...] liebe ich die ganze Welt [...] und dazu gehört auch die linke Schulter und Dein Gesicht über mir im Wald und Dein Gesicht unter mir im Wald und das Ruhn an Deiner fast entblößten Brust. Und darum hast Du recht, wenn Du sagst, daß wir schon eins waren und ich habe gar keine Angst davor.«
An Milena, 9. August 1920

Kafka
Franz Kafka 1922

»Mit einem solchen Körper läßt sich nichts erreichen. Ich werde mich an sein fortwährendes Versagen gewöhnen müssen.«
Tagebucheintrag vom 21. November 1911

»[...] in dieser Krankheit liegt zweifellos Gerechtigkeit, es ist ein gerechter Schlag, den ich nebenbei gar nicht als Schlag fühle, sondern als etwas im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Jahre durchaus süßes, es ist also gerecht, aber so grob, so irdisch, so einfach, so in die bequemste Kerbe geschlagen.«
An Ottla, 4./5. September 1917

»Es war so, daß das Gehirn die ihm auferlegten Sorgen und Schmerzen nicht mehr ertragen konnte. Es sagte: ‘Ich gebe es auf; ist hier aber noch jemand, dem an der Erhaltung des Ganzen liegt, dann möge er mir etwas von meiner Last abnehmen und es wird noch ein Weilchen gehn.’ Da meldete sich die Lunge, viel zu verlieren hatte sie ja wohl nicht.«
An Milena, April 1920