Interpretation "Fluchtpunkt" von Peter Weiss (Seite 2)

Die große Veränderung in dem Leben der Hauptfigur wird durch kein Ereignis ausgelöst, sondern ist im Gegenteil ein plötzliches Innehalten („ich stand still"). In diesem einen Moment kommen Vergangenheit und Gegenwart zueinander und können im Sinne einer neuen Zukunft uminterpretiert werden („jedem Ding einen Namen geben"). Veränderung ist bei Peter Weiss also kein äußerer Vorgang, sondern die bewusste Änderung des eigenen „Blickpunktes", der Perspektive. Somit wird das Ende des Romans der Ausgangspunkt, von dem aus die Zukunft im eigenen Sinne gestaltet werden kann. Der Autor hat sich auf diesem Wege seiner eigenen Identität narrativ versichert, die eigene Vergangenheit ist entgültig gebannt.

Dr. Gregor Ohlerich

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