Interpretation "Marat/Sade" von Peter Weiss (Seite 2)

Die Stärke des Stückes liegt in der ungemeinen Kunstfertigkeit des Autors, politische Positionen in einer großen Formenvielfalt darzustellen. Die vom Autor verwendeten Mittel des surrealistischen, des epischen und des grausamen Theaters, sein Springen zwischen strenger Ordnung und chaotisch anmutender Vielfalt verhindert jeden moralisch-belehrenden Impetus.

Die Schwäche des Stückes liegt in der letztlich fehlenden Aussage. Weiss kann sich nicht für die eine oder andere Seite entscheiden. Zwar lässt sich anführen, er zeige die Widersprüchlichkeit von Wirklichkeit und damit, dass zu einfache Politkonzepte der Realität nicht gerecht werden können. Dennoch bleibt der Text in seiner Aussage unbefriedigend. Das hat Peter Weiss wohl ähnlich empfunden, nicht weniger als fünf unterschiedliche Versionen liegen von dem Theaterstück vor. Die letzte und gültige ist die von ihm autorisierte „revidierte Fassung 1965" des Rostocker Regisseurs Hans Anselm Perten, der es, laut Aussage von Peter Weiss, besser als der Autor selbst schaffte, die Intention des Stückes auf den Punkt zu bringen.

Dr. Gregor Ohlerich

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