Kurzinhalt, Zusammenfassung "Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam" von Stefan Zweig (Seite 2)

Mit dem Begriff ‚Meisterjahre’ überschreibt Zweig den Abschnitt, in dem er über das bekannteste Werk des Humanisten und Schriftstellers berichtet, das Lob der Torheit (bei Zweig: Lob der Narrheit). Erasmus legt in der ironischen Lehrrede dar, weshalb die Produktivität des Menschen grundsätzlich eine Form von Wahn voraussetze, die dem Vernunftprinzip zuwiderlaufe. Dahinter verbirgt sich in der Tat die Kritik Erasmus’ an der Kirche, die sich mit weltlichen Schätzen bereichert. Dies macht ihn zu einem Wegbereiter der Reformation, allerdings ohne dabei revolutionäre Methoden anzuwenden. Zweig beschreibt Erasmus’ zeitgenössischen Ruhm, den dieser durch seine sich weit verbreitende Lehre des Humanismus erlangt und stellt ihn als „Wegweiser eines kommenden Weltbürgertums“ vor, der als „der erste literarische Theoretiker des Pazifismus“ Europa als „geistige Forderung“ betrachtet. „Überparteilichkeit“ zeichne ihn ebenso wie das Anstreben gewaltloser Konfliktlösungen mittels der Aneignung von Bildung aus. Dieses Ideal hat, so Zweig, jedoch lediglich andere Machtstrukturen zur Folge: Es entsteht eine Bildungsaristokratie, die ihrerseits zum Scheitern verurteilt ist, da sie mit einem „Vorbeisehen am Volke“ einhergeht.

Das Auftreten Luthers, der die Reformation mit revolutionären Methoden vorantreibt, kündet eine Wende im Leben Erasmus’ an. Zweig verweist auf die Gegensätzlichkeit beider Figuren bezüglich ihrer Herkunft und äußeren Erscheinung als Ausdruck ihrer Verschiedenheit. So kämpfen beide um dasselbe, jedoch auf so unterschiedliche Art und Weise, „dass es an ihrem Wesen zum Widerspruch wird.“ Als Luther viele Anhänger um sich versammelt, wendet er sich wiederholt brieflich an Erasmus, der sich jedoch weigert, Partei für dessen Programm zu beziehen. Erasmus lehnt die gewaltsame Form der Reformation ab und versucht stattdessen, Luther von einer friedlichen Vorgehensweise zu überzeugen. Gleichzeitig verteidigt er ihn bei den Kirchenvertretern, die, so Zweig, auch ihrerseits dem Fanatismus verfallen, indem sie die Verbannung Luthers fordern. Als der Humanist zur Beurteilung des Streits zwischen Luther und den Repräsentanten der Kirche gerufen wird, bezieht er keine eindeutige Partei, was am Reichstag zur Ächtung Luthers führt und der Beginn der offenen Rebellion gegen staatliche und kirchliche Autorität wird. Erasmus zieht sich zurück nach Basel, wo er, so Zweig, erstmalig „etwas wie Heimatgefühl“ empfindet.

Als beide Seiten in der Folge um seine Gunst streiten, vermeidet Erasmus weiterhin jegliche Parteinahme, Zweig schildert den Zwiespalt, in dem dieser sich aufgrund seiner „durchaus richtigen Haltung“ befindet. Erst als Ulrich von Hutten einen Angriff gegen seinen ehemaligen Lehrer wagt, beginnt erneut ein brieflicher Austausch zwischen Erasmus und Luther, in dem der Reformator das Zögern des Humanisten als Ungläubigkeit verurteilt. Erasmus flüchtet schließlich aus der vielerorts protestantisch gewordenen Schweiz nach Österreich.

Seiten