Biographie Friedrich Hölderlin (Seite 4)

Im Juli 1796 flieht die Familie – Susette, ihre vier Kinder, zwei Verwandte, daneben Susettes Gouvernante und Hölderlin – vor den heranrückenden Franzosen nach Kassel, später geht es nach Bad Driburg. Der Ehemann bleibt in Frankfurt zurück. Hölderlin und Susette sind zwei glückliche Sommermonate vergönnt. In Wilhelm Heinse, dem Autor des Ardinghello, den sie in Kassel treffen, finden sie einen wohlwollenden und verständnisvollen Begleiter. Im Jahr darauf wird Hölderlin dichten:

"Nur einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
[...] Einmal
Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht."

Ende September erfolgt die Rückkehr nach Frankfurt. Im April 1797 erscheint der erste Band des Hyperion. Die Trennung vom Hause Gontard geschieht im September 1798. Natürlich klatscht man in Frankfurt, und nicht nur dort, über das Verhältnis der beiden; der eigentliche Anlass aber dürfte ein Missverständnis zwischen Gontard und Hölderlin gewesen sein.

Hölderlin verlässt überstürzt das Haus und geht auf Sinclairs Rat nach Homburg, um Susette nahe zu sein. Weiterhin tauschen sie Briefe aus, zuweilen treffen sie sich auch – heimlich. Die Trennung, obwohl auch von Hölderlin und Susette bereits seit langer Zeit in Erwägung gezogen,ist schmerzlich; Hölderlin stürzt in eine schwere Krise.

"Wohl geh' ich täglich andere Pfade, bald
Ins grüne Laub im Walde, zur Quelle bald,
Zum Felsen, wo die Rosen blühen
[...]
Du Holde, nirgend find ich im Lichte dich
Und in die Lüfte schwinden die Worte mir
[...]
Ja ferne bist du, seeliges Angesicht!
Und deines Lebens Wohllaut verhallt von mir
[...]
Leb immer wohl! es scheidet und kehrt zu dir
Die Seele jeden Tag, und es weint um dich
Das Auge"

Hölderlins Widmung des ersten Bandes des 'Hyperion' an Susette Gontard
Hölderlins Widmung des ersten Bandes des 'Hyperion' an Susette Gontard