Ausführliche Biographie Ingeborg Bachmann (1926 – 1973) (Seite 2)

Auch das nächste Jahr ist sie auf Reisen, zunächst fährt sie in die USA als Teilnehmerin des Internationalen Seminars der Harvard Summer School of Arts and Sciences and of Education, dann nach Paris und schließlich wieder nach Rom und 1956 weiter nach Neapel zu Henze. Der zweite Lyrikband Anrufung des Großen Bären erscheint und stärkt ihre Position als erfolgreiche Lyrikerin. Sie erhält den Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen (1957) und zieht im gleichen Jahr nach München, um als Dramaturgin beim Bayerischen Rundfunk zu arbeiten.

1958 lernt Ingeborg Bachmann Max Frisch kennen und lebt in Zürich. Ihr Hörspiel Der gute Gott von Manhattan wird ein Jahr später mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar legt sie ihr poetologisches Zeugnis ab. Dazu gehören auch die Poetikvorlesungen, die sie an dem neu eingerichteten Lehrstuhl an der Universität Frankfurt hält.

1960 lebt sie zusammen mit Max Frisch in Rom. Hans Werner Henzes Oper Der Prinz von Homburg wird uraufgeführt, das Libretto stammt von Ingeborg Bachmann. Die Zusammenarbeit der beiden ist anregend und produktiv. Die Lyrikerin wechselt die Gattung und veröffentlicht 1961 ihren ersten Erzählband Das dreißigste Jahr, der zu Diskussionen im Feuilleton führt. Gleichzeitig übersetzt sie Gedichte von Giuseppe Ungaretti, die im Suhrkamp Verlag erscheinen, und wird Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Ein Jahr später zerbricht die Beziehung mit Max Frisch, die Autorin ist mehrmals in Zürich im Krankenhaus. Schließlich geht sie auf Einladung der Ford Foundation nach Berlin, lernt den polnischen Autor Witold Gombrowicz kennen. Sie versteht ihre Arbeit auch als politische Arbeit, beginnt mit dem Todesarten-Zyklus (Malina und unvollendete Texte). 1964 reist sie nach Prag und nach Ägypten. Sie erhält die höchste literarische Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, den Büchner-Preis, und hält die Rede Deutsche Zufälle. Wichtige Gedichte entstehen, eine weitere Oper von Henze mit ihrem Libretto wird uraufgeführt. Ende 1965 zieht die Schriftstellerin wieder nach Rom. Dort trifft sie Anna Achmatowa und widmet ihr das Gedicht Wahrlich. Ihr politisches Engagement führt dazu, dass sie sich gegen den Vietnamkrieg äußert und sich gegen die Verjährungsfrist für Nazi-Verbrechen einsetzt. Kurz darauf ist sie wieder auf Lesereise in der BRD und liest aus dem Projekt Todesarten. 1967 trennt sich Ingeborg Bachmann von ihrem Verlag, dem Piper Verlag, der aber 1972 noch ein weiteres Buch von ihr herausbringt, nämlich den zweiten Erzählband Simultan. Sie beginnt den Roman Malina. Ihr Lieblingsgedicht, Böhmen liegt am Meer, bereits 1964 entstanden, erscheint 1968. In diesem Jahr erhält sie den Großen Österreichischen Staatspreis. 1971 erscheint Malina im Suhrkamp Verlag und wird, trotz der schlechten Kritiken, zu einem großen Erfolg. Und wieder bekommt sie einen Preis: 1972 erhält sie in Wien den Anton-Wildgans-Preis. Ein Jahr später ist sie auf Lesereise in Polen, besucht Auschwitz.

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