Biographie Franz Kafka (Seite 5)
Seine übertriebene Skrupelhaftigkeit führt dazu, dass er im Alter von 25 Jahren noch keine Zeile veröffentlicht hat, während viele seiner Zeitgenossen schon in der Schulzeit erste Gedichte und Erzählungen publizieren.
Nachdem er sich 1905 endlich dazu durchringen kann, Max Brod das Manuskript der Beschreibung eines Kampfes zum Lesen zu geben, bricht dieser in Begeisterung aus, lobt in einem Zeitungsartikel den noch völlig unbekannten Franz Kafka als einen der hoffnungsvollen jungen Schriftsteller und bringt seinen Schützling mit dem Literaten und Herausgeber Franz Blei zusammen, in dessen Zeitschrift Hyperion – gleich in der ersten Ausgabe und neben Rilke, Hofmannsthal und Heinrich Mann – Kafkas erste Texte (die er später in den Erzählband Betrachtung aufnimmt) gedruckt werden.
Max Brod stellt 1912 auch den Kontakt zu dem Verleger Kurt Wolff her, der sich von Kafkas Texten beeindruckt zeigt. Allerdings zieht sich die Publikation seiner Werke – Betrachtung (1912), Der Heizer (1913), Die Verwandlung (1915), Das Urteil (1916), In der Strafkolonie (1919), Ein Landarzt (1920), Ein Hungerkünstler (1924) – schleppend hin: Wolff zögert und sucht nach einer Möglichkeit, Kafkas schwierige Texte irgendwie mit Gewinn auf den Markt zu bringen; der unsichere Kafka wiederum drängt nicht sonderlich auf eine Beschleunigung seiner Angelegenheiten. Daran können auch seine engsten Freunde nicht viel ändern: Ihren Zusprüchen und Ermunterungen steht er freundlich, aber skeptisch gegenüber, ihren positiven Kritiken misstraut er hartnäckig, denn an seinen Fähigkeiten zweifelt er dermaßen, dass er das Lob seiner Freunde eben ihrer Freundschaft zugute hält. Und diese Selbstzweifel sind auch ein Grund dafür, weshalb seine drei Versuche, eine eigene Familie zu gründen, scheitern.
Familie und Kinder betrachtet Kafka als eines der höchsten Güter. Doch für seine eigene Person glaubt er, dieses bürgerliche Glück ausschließen zu müssen. Gleichwohl hat er sich – nach jeweils heftigen inneren Kämpfen – dreimal verlobt und nach einer kurzen Spanne jedes Mal die Verlobung wieder aufgelöst: zweimal mit Felice Bauer, einmal mit Julie Wohrycek. Zwischendurch gibt es allerdings noch zwei kleinere Affären und eine heimliche Liebschaft mit Grete Bloch, einer Freundin von Felice, aus der sogar – nach Aussagen Grete Blochs und ohne Kafkas Wissen – ein Sohn hervorging, der jedoch nach sieben Jahren verstarb.
»Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses.«
An Oskar Pollak, 9. November 1903
»Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch [...] ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich.«
An Oskar Pollak, 27. Januar 1904
»Dem Helden meiner kleinen Geschichte ist es aber auch heute gar zu schlecht gegangen und dabei ist es nur die letzte Staffel seines jetzt dauernd werdenden Unglücks.«
An Felice, 23. November 1912
»Liebste! Was ist das doch für eine ausnehmend ekelhafte Geschichte, die ich jetzt wieder beiseite lege […]. Sie ist jetzt schon ein Stück über ihre Hälfte fortgeschritten und ich bin auch im allgemeinen mit ihr nicht unzufrieden, aber ekelhaft ist sie grenzenlos […].«
An Felice, 24. November 1912
»Das Insekt selbst kann nicht gezeichnet werden. Es kann aber nicht einmal von der Ferne aus gezeigt werden. […] Wenn ich für eine Illustration selbst Vorschläge machen dürfte, würde ich Szenen wählen, wie: die Eltern und der Prokurist vor der geschlossenen Tür oder noch besser die Eltern und die Schwester im beleuchteten Zimmer, wäh-rend die Tür zum ganz finsteren Nebenzimmer offensteht.«
An den Verlag Kurt Wolff, 25. Oktober 1915