Biographie Conrad Ferdinand Meyer

Conrad Ferdinand Meyer wird am 11. Oktober 1825 in Zürich als Conrad Meyer, Sohn des Regierungsrats Ferdinand Meyer und seiner Frau Elisabeth, geboren. Die Familie, die zum vornehmen, reformierten Patriziat der Stadt Zürich zählt und dort seit 200 Jahren ansässig ist, ist durch psychische Störungen und familiäre Konflikte derart vorbelastet, dass Meyers Leben von Anfang an durch schwere seelische und geistige Krisen gekennzeichnet ist. "Wenn ich bedenke, wie viel Zerstörendes von Jugend auf mich befallen, wie noch die letzten Jahre alles, was der Mensch Bitteres und aus der Bahn Werfendes erfahren kann, auf mich einstürmte oder langsam an mir nagte, so erscheint es mir ein Wunder, daß ich noch lebe", schrieb Meyer in späteren Jahren seines Lebens.

Bereits mit 15 Jahren verliert Conrad seinen Vater, was zur Folge hat, dass die äußerst problematische Beziehung zu seiner Mutter eine erdrückende Rolle in seinem Leben zu spielen beginnt. Einen gewissen Ausgleich zur schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung findet Meyer in seiner Schwester Betsy, zu der er ein inniges Verhältnis hat.

1843/44 lebt Meyer bei dem mit der Familie befreundeten Historiker Vulliemin in Lausanne, wo er so perfekt Französisch lernt, dass er daran denkt, ein französischspachiger Schriftsteller zu werden. Auch der Plan, ein bescheidenes Leben als Übersetzer zu führen, drängt sich ihm in diesen Tagen auf. Ihn beeindruckt dabei die "klassische Komik Molières" ebenso wie der Trunk aus dem "lyrischen Taumelbecher Alfred de Mussets".

Auf den Wunsch der Mutter beginnt er nach seiner Rückkehr nach Zürich ein Jurastudium, doch als bereits nach einem knappen Jahr sein Scheitern offensichtlich wird, gibt er das Studium auf und zieht sich in sein Elternhaus zurück. Die schweren Depressionen, die ihn in dieser Zeit befallen, führen dazu, dass Meyer auf Betreiben der Mutter hin in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird. Das gute Verhältnis zum Direktor der Anstalt und zu dessen Schwester lässt Meyer wieder neues Selbstvertrauen fassen, sodass er nach wenigen Monaten als geheilt entlassen werden kann. Durch Vulliemin erfährt er weitere Förderung, wird zum Studium der Geschichte und zur Übersetzertätigkeit ermuntert, sodass 1855 seine erste Übersetzung, Augustin Thierrys Erzählungen aus den merowingischen Zeiten, erscheinen kann.

Der Suizid der Mutter, die sich im Jahr 1856 ertränkt, ist für Meyers dichterische Ambitionen eine Befreiung, denn die Mutter steht diese Ambitionen zeitlebens zwiespältig bis ablehnend gegenüber. Von familiärer Bevormundung entlastet und durch eine Erbschaft auch von finanziellem Druck entbunden, reist Meyer 1857 nach Paris und im Frühjahr 1858 gemeinsam mit der Schwester nach Italien. Der tiefe Eindruck, den die Kunstwerke Italiens, insbesondere Michelangelos, auf Meyer machen, wird für seinen künstlerischen Werdegang bestimmend, sodass er schreibt: "Den Sinn des Großen raubt mir keiner mehr."

Betsy, C. F. Meyers Schwester
Betsy, C. F. Meyers Schwester.
Daguerreotypie