Interpretation "Mozart auf der Reise nach Prag" von Eduard Mörike
Einen Tag nur erzählt die Novelle aus dem Leben des Komponisten, dessen Musik Mörike schon von Jugend an begeistert hatte; doch die Vor- und Rückblenden, die um die kleine Begebenheit, das träumerisch-unbewußte Brechen der Pomeranze im Schloßgarten, gruppiert sind, erweitern diesen kleinen Ausschnitt auf Mozarts Lebenschicksal: seine Zukunft, seinen frühen Tod.
"Allein am Abend schon [...] war sie von leiser Furcht für ihn, an dessen liebenswertem Bild sie sich ergötzte, geheim beschlichen worden; diese Ahnung wirkte nachher, die ganze Zeit als Mozart spielte, hinter allem unsäglichen Reiz, durch alle das geheimnisvolle Grauen der Musik hindurch, im Grund ihres Bewußtseins fort, und endlich überraschte, erschütterte sie das, was er selbst in der nämlichen Richtung gelegentlich von sich erzählte. Es ward ihr so gewiß, so ganz gewiß, daß dieser Mann sich schnell und unaufhaltsam in seiner eigenen Glut verzehre, daß er nur eine flüchtige Erscheinung auf der Erde sein könne [...]."
Und am Ende stehen die als "böhmisches Volkslied" ausgegebenen Strophen, die zu den schönsten Mörikes gehören.
"Ein Tännlein grünet wo,
Wer weiß, im Walde;
Ein Rosenstrauch, wer sagt,
In welchem Garten?
Sie sind erlesen schon,
Denk es, o Seele,
Auf deinem Grab zu wurzeln
Und zu wachsen.
Zwei schwarze Rößlein weiden
Auf der Wiese,
Sie kehren heim zur Stadt
In muntern Sprüngen.
Sie werden schrittweis gehn
Mit deiner Leiche;
Vielleicht, vielleicht noch eh’
An ihren Hufen
Das Eisen los wird,
Das ich blitzen sehe!"