Zitate von und über Leben und literarisches Werk von Rainer Maria Rilke


Die Lage eines Menschen ändern, bessern wollen, heißt, ihm für Schwierigkeiten, in denen er geübt und erfahren ist, andere Schwierigkeiten anbieten, die ihn vielleicht noch ratloser finden.

Rainer Maria Rilke


Der blutjunge Rainer, obwohl er schon verblüffend viel geschrieben und veröffentlicht hatte, wirkte in seinem Wesen doch nicht vorwiegend als der zukunftsvoll große Dichter, der er werden sollte, sondern ganz von einer menschlichen Sonderart aus.

Lou Andreas-Salomé (Lebensrückblick)


Darin besteht die Liebe: Daß sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden.

Rainer Maria Rilke


Rilke hat einer ganzen Generation ein Spitzmäulchen angedichtet.

Erwin Chargaff (Bemerkungen)


Im übrigen bin ich der Meinung, daß die „Ehe“ als solche nicht so viel Betonung verdient als ihr durch die konventionelle Entwicklung ihres Wesens zugewachsen ist. Es fällt niemandem ein, von einem einzelnen zu verlangen, daß er „glücklich“ sei – heiratet aber einer, so ist man sehr erstaunt, wenn er es nicht ist!

(Rilke kurz nach seiner Heirat mit Clara Westhoff in einem Brief an Emanuel von Bodman)


Nachts wenn man aufwacht und auf den Abort geht, ist man so empfindlich wie Rilke, als er die Duineser Elegien anfing.

Martin Walser (Meßmers Gedanken)


Vor etwa zwei Jahrzehnten (als ich noch glaubte, die Höhepunkte) meines Liebens hätten gefälligst dann stattzufinden, wenn ich gerade mein schwarzes Abendkleid anhatte) liebte ich es, mich um diese Jahreszeit in melancholische Rilke-Texte zu vertiefen. Oh, wie konnte ich es damals nachfühlen „... wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben...“. Heute gehe ich um diese Zeit an die Mottenkiste und hole dicke Pullover und lange Unterhosen heraus.

Isabella Nadolny (Seehamer Tagebücher)


Wenn ich einen Vergleich ziehen soll: Else Lasker-Schüler ist eine Zungentänzerin, Rilke ein Bauchredner.

F. Blass (in P. Raabe (Hrsg.): Ich schneide die Zeit aus)


Rilkes französische Gedichte gelesen. Es ist eine Flucht aus einer Sprache, nicht in eine andere Sprache, sondern nur in die Atmosphäre einer anderen Sprache. Alles wird unsprachlich, bloß atmosphärisch.

K. Kerényi am 15.01.1959 (Tage- und Wanderbücher 1953-1960)


R.M.R. hat, wie ich gestern hörte, schon im August Kriegsgedichte verfaßt. Das ist mir zu tapfer.

Karl Kraus (Briefe an Sidonie Nádherný von Borutin 1913-1936, I)


Der blutjunge Rainer, obwohl er schon verblüffend viel geschrieben und veröffentlicht hatte, wirkte in seinem Wesen doch nicht vorwiegend als der zukunftsvoll große Dichter, der er werden sollte, sondern ganz von einer menschlichen Sonderart aus.

Lou Andreas-Salomé (Lebensrückblick)