Ausführliche Biographie Georg Büchner (1813 – 1837)
Georg Büchner, geboren am 17. Oktober 1813 in Goddelau, der als Schriftsteller und Mediziner tätig war, zeigte schon früh revolutionäre Tendenzen. Mit der Veröffentlichung der Flugschrift Der Hessische Landbote zog er den Unmut der herrschenden und adeligen Klasse auf sich. Unter Geldnot und von Fluchtgedanken getrieben, schrieb Büchner das Drama Dantons Tod innerhalb von 5 Wochen. Nach seiner Flucht nach Straßburg wendete er sich überwiegend dem Studium der Medizin und Philosophie zu. Trotz seines verfrühten Todes im Alter von 23 Jahren am 19. Februar 1837 in Zürich gilt er als einer der bedeutendsten Literaten des Vormärz und der Exilliteratur.
Lebenslauf Georg Büchner
War Büchner ein typischer Intellektueller, linksorientiert (aber im Grunde weltfremd) und obendrein arrogant? Oder entsprach er eher dem pseudoromantischen Klischee des in Armut, Krankheit, Einsamkeit und seelischer Zerrüttung schaffenden Genies? Mancher Zeitgenosse sieht in ihm tatsächlich den hochmütigen, vielleicht sogar zynischen Beobachter des Geschehens um sich herum, und Büchner ist sich dessen durchaus bewusst: "Man nennt mich einen Spötter", schreibt er im Februar 1834 an seine Familie, erklärte aber im selben Brief: "Ich verachte Niemanden." Der Vorwurf des Hochmuts, "weil ich an ihren Vergnügungen oder Beschäftigungen keinen Geschmack finde", erscheint ihm ungerecht; über seine Neigung zum Spott erklärt er: "Es ist wahr, ich lache oft, aber ich lache nicht darüber, wie Jemand ein Mensch, sondern nur darüber, daß er ein Mensch ist, wofür er ohnehin nichts kann, und lache dabei über mich selbst, der ich sein Schicksal teile."
Also doch das einsame Genie in der Dachkammer? In Büchners Lebenslauf spricht einiges dagegen: In Goddelau, einem Dorf im damaligen Großherzogtum Hessen, wenige Kilometer südwestlich von Darmstadt, wird Georg Büchner als ältester Sohn von Caroline Büchner, geb. Reuß, und Dr. Ernst Büchner, damals Kreis-Chirurg des Amtes Dornberg, am 17. Oktober 1813 geboren. Zu ermitteln, welche spezifischen Einflüsse das Elternhaus auf Büchners Denkweise und Persönlichkeit hat, muss spekulativ bleiben. Bemerkenswert allerdings ist, dass jedes seiner fünf Geschwister eine deutliche, wenn auch unterschiedlich ausgeprägte ,demokratische Ader' zeigen, oder genauer: eine offensichtliche Abneigung gegen alles Repressive.
Wilhelm, der mit seiner Farbenfabrik für Ultramarin zu großem Reichtum gelangt, ist Landtags- und später auch Reichtagsabgeordneter für die liberal-demokratisch ausgerichtete »Fortschrittspartei«; Luise setzt sich mit mehreren Schriften (u. a. ihrem Buch Die Frauen und ihr Beruf (1855)) für die Rechte der Frauen ein; Ludwig verfasste mit Kraft und Stoff (1855) eines der meistgelesenen philosophischen Werke seiner Zeit, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wird. Er vertritt darin eine radikal materialistische Weltanschauung; darüberhinaus steht der praktizierende Arzt der sozialdemokratischen Bewegung nahe. Alexander schließlich, später Literaturprofessor in Frankreich, beteiligt sich an der 1848er Revolution und wird sogar wegen radikal-demokratischer Ansichten vor Gericht gestellt. Nur die zweitälteste, Mathilde (geboren 1815), wird keine Person der Öffentlichkeit.
»[...] eine Frau von der anmutigsten und liebenswürdigsten, die Gegensätze des Lebens mild ausgleichenden Weiblichkeit, ein Engel an Herzensgüte«. Georg Zimmermann, ein Klassenkamerad Büchners
»Was hatte sie nicht schon gelitten, wie viel gebeten, wie viel vermitelt, um den heftig aufstrebenden Sohn und den strengen entschiedenen Vater in gutem Einvernehmen zu erhalten«.
Aus dem Aufsatz »Ein Dichter« von Büchners Schwester Luise
»Meine Besorgnis um Dein künftiges Wohl war bisher noch zu groß und mein Gemüt war noch zu tief erschüttert, durch die Unannehmlichkeiten alle, welche Du uns durch Dein unvorsichtiges Verhalten bereitet und gar viele trübe Stunden verursacht hast, als daß ich mich hätte entschließen können, in herzliche Relation mit Dir zu treten; wobei ich jedoch nicht ermangelt habe, Dir pünktlich die nötigen Geldmitteln [...] zufließen zu lassen.
Nachdem Du nun aber mir den Beweis geliefert, daß Du diese Mittel nicht mutwillig oder leichtsinnig vergeudet, sondern wirklich zu Deinem wahren Besten angewendet und ein gewisses Ziel erreicht hast [...] und ich mit Dir über Dein ferneres Gedeihen der Zukunft beruhigt entgegen sehen darf, sollst Du auch so gleich wieder den gütigen und besorgten Vater um das Glück seiner Kinder in mir erkennen.«
Brief des Vaters nach Zürich vom 18. Dezember 1836, zwei Monate Monate vor Büchners Tod
»Ich kann Dir gar nicht sagen wie ich mich über diesen Jungen beunruhige, es ist noch ein gar zu großer Kindskopf, hat gar keinen Begrief vom Schaden hat einen falschen Ehrgeiz [...] Antworte ihm nur gleich und ermahne ihn recht.«
Die Mutter über den 20jährigen Wilhelm in einem Brief an Georg Büchner vom 30. Oktober 1836
»[...] die intuitive Luise, mit dem idealschönen Gesicht, aber ihrem durch einen Unfall verkrümmten Körper« (sie war als Kleinkind dem Kindermädchen aus den Armen gefallen). (links)
Der Bruder Alexander in seinen Erinnerungen, 1900
Dritte Auflage von Luise Büchners Hauptwerk. Daneben erschienen von ihr noch je ein Band mit Weihnachtsmärchen, Vorträgen zur deutschen Geschichte und Gedichten
(Frauenherz).
Mit einer Novelle, in der er 1848 den Gefängnistod des republikanischen Aktivisten Ludwig Weidig, dem Mitstreiter seines Bruders, als vom Untersuchungsrichter beauftragten Mord schilderte, zog sich Alexander Büchner den Unwillen der Behörden zu. Allerdings sprach ihn das Darmstädter Schwurgericht des Vergehens gegen das Presserecht frei. Im selben Jahr wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert, widmete sich aber bald der Literatur, vor allem als Wissenschaftler, daneben aber auch als Autor. Mit einer Arbeit über Byron habilitierte er sich an der Universität Zürich und zog 1855 nach Frankreich. Von 1867 an lehrte er als Professor für fremdsprachige Literatur in Caen, 1870 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an.