Biographie Theodor Fontane (Seite 3)
Im April 1844 tritt Fontane seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger an. Gemeinsam mit seinem Freund Herrmann Scherz unternimmt er noch während der Militärdienstzeit eine erste spontane Reise nach England.
Im Jahr 1845 arbeitet Fontane noch einige Monate bei seinem Vater in Letschin, bevor er einen Posten in einer großen Apotheke in Berlin annimmt. Bei der Geburtstagsfeier seines Onkels trifft Fontane eine Jugendfreundin wieder, Emilie Rouanet-Kummer, die er noch aus seiner Zeit als Realschüler kennt. Am 8. Dezember 1845 verlobt er sich mit ihr – wie es scheint, ein überraschender Entschluss. Doch bis zur Ehe soll es noch fünf Jahre dauern, denn der angehende Dichter und Apotheker leidet an chronischer Finanznot. Dass sich Fontane während dieser fünf Jahre nicht in mönchischer Lebensweise übt, gilt als sicher: Man weiß von mindestens zwei unehelichen Kindern, deren Mutter unbekannt ist.
Neben der Tätigkeit in der Apotheke opfert er seine Freizeit jetzt fast vollständig seinen literarischen Ambitionen. Er gewinnt immer mehr die Sympathien des konservativen Teils der Tunnel-Mitglieder, die ihn wegen seiner Balladen, die die Großen der preußischen Geschichte verherrlichen, für einen der ihren halten – sicherlich nur mit halbem Recht, denn Fontane scheint seine Verehrung für die bewunderten Gestalten der preußischen Geschichte nicht als Widerspruch zu seinen demokratischen Überzeugungen zu empfinden.
Am 2. März 1847 besteht Fontane das Staatsexamen in Pharmazie und wird zum 'Apotheker erster Klasse' ernannt. Da an den Kauf einer eigenen Apotheke nicht zu denken ist, tritt Fontane im Oktober desselben Jahres in die Apotheke 'Zum Schwarzen Adler' ein. Fontane lenkt nun sein schriftstellerisches Talent in neue Bahnen, die für lange Zeit die wichtigsten, weil ertragreichsten bleiben werden: Er wird Journalist. Einige Artikel erscheinen in der liberalen Zeitungshalle, die kurze Zeit später verboten wird – Fontane gerät in den Ruf, ein radikaler Linker zu sein, und tatsächlich begeistert er sich eine Zeitlang für die deutsche Einheit. 1848, im Jahr der mißlungenen Revolution, beteiligt sich Fontane sogar an Barrikadenkämpfen – allerdings nur kurz und ohne sonderlichen Elan. Ab 15. September kommt es zu einer Anstellung im Krankenhaus Bethanien, wo er zwei Krankenschwestern in Pharmazie unterrichtet. Dort arbeitet er an einigen Balladen und an dem Drama Karl Stuart, das er jedoch nie vollenden wird.
Ein sehr viel bedeutenderes Werk beginnt Fontane ebenfalls zu dieser Zeit: seine Briefe. Fontane ist in seiner Korrespondenz nicht nur ein brillanter Stilist, er wird auch einer der fleißigsten Briefeschreiber seiner Zeit werden – man schätzt das Briefwerk, das heute noch immer nicht vollständig ediert ist, auf über 5000 Druckseiten. Jeder Brief beginnt mit einer kalligraphisch verzierten Anrede und ist, wie alles von Fontanes Hand, mit einer Schwanenfeder geschrieben.
»[...] Rede mir zu, streichle mich, blicke mich fest und freundlich an – ach, Du kannst das alles auch mit Worten, wenn Du mir fern bist – tu es, und zu meiner Liebe gesellt sich mein wärmster Dank. Ich will ein Mann sein, Dein Mann sein und bitte Dich: behandle mich wie ein Kind. Wie bin ich Dir gegenüber doch ein andrer Mensch geworden! Jedes Liebeswort machte mich sonst lachen, und jetzt les ich die zärtlichsten Stellen Deiner Briefe oft zwanzigfach und klammre mich an sie an«.
Fontane an Emilie, 2. Ostertag 1849
»Sechs Fuß hoch aufgeschossen,
Ein Kriegsgott anzuschaun,
Der Liebling der Genossen,
Der Abgott schöner Fraun,
Blauäugig, blond, verwegen,
Und in der jungen Hand
Den alten Preußendegen –
Prinz Louis Ferdinand.«
Die erste Strophe von Fontanes Gedicht »Prinz Louis Ferdinand« (1857).
»In meinem eigensten Herzen bin ich geradezu ein Briefschwärmer und ziehe sie, weil des Menschen Eigenstes und Echtestes gebend, jedem anderen historischen Stoff vor.«
Fontane an Hanns Fechner, 3. Mai 1889.