Biographie Bertolt Brecht: Chausseestraße und Dorotheenstädter Friedhof

Im Herbst beziehen Brecht und Weigel das Haus Chausseestraße 125 gleich neben dem Dorotheenstädter Friedhof, wo sie ein recht beschauliches Leben ohne materielle Sorgen führen können.

Anfang 1954 wird Brecht in den Künstlerischen Beirat des Ministeriums für Kultur unter Kulturminister Johannes R. Becher berufen. Im März beziehen Brecht und Weigel zusammen mit dem Berliner Ensemble das Theater am Schiffbauerdamm, in dem Brecht bereits in den 20er Jahren große Erfolge feiern konnte. Das Theater eröffnet mit Brechts Bearbeitung von Moliéres Don Juan.

Im Juni beruft man Brecht zum Vizepräsidenten der Deutschen Akademie der Künste, im Oktober findet die deutsche Erstaufführung des Kaukasische Kreidekreises unter Brechts Regie statt.

Im Mai 1955 reist Brecht mit Helene Weigel und Käthe Rülicke nach Moskau, um im Kreml den Internationalen Stalin-Preis entgegenzunehmen.

Genau ein Jahr später muss Brecht in einem Krankenhaus die Folgen einer Virusgrippe auskurieren und hält sich anschließend zumeist in Buckow auf. Am 4. Juli wird Brechts Offener Brief an den Deutschen Bundestag veröffentlicht, der sich gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht ausspricht. Am 14. August 1956 stirbt Brecht an den Folgen eines Herzinfarkts. Er wird unweit seines Wohnhauses auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.

Bertolt Brecht, der große Widerständler des 20. Jahrhunderts, hinterlässt den Nachgeborenen die folgenden Zeilen:

„[...] Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unser
Mit Nachsicht.“

Das Grab von Bertolt Brecht und Helene Weigel-Brecht auf dem Dorotheenstädter Friedhof in Berlin. Gleich nebenan, in der Chausseestraße 125, hatten beide seit 1953 gewohnt, und Brecht hatte schriftlich verfügt, auf dem Friedhof bestattet zu werden, den er von seinem Fenster aus sehen konnte.
Foto: Clarissa Höschel