Biographie Friedrich Hölderlin (Seite 2)
Friedrich Hölderlin wird am 20. März 1770 in Lauffen geboren, wo sein Vater Heinrich Friedrich Hölderlin Klosterhofmeister ist. Bereits zwei Jahre später stirbt der Vater. 1774 geht die Mutter Johanna Christiane, geb. Heyn, mit dem Kammerrat und Bürgermeister Johann Christian Gock eine zweite Ehe ein. Die Familie zieht nach Nürtingen, doch bereits 1779 stirbt auch der zweite Ehemann. Von den sieben Kindern, die die Mutter zur Welt bringt, bleiben nur drei am Leben: Friedrich und Rike Hölderlin sowie deren Halbbruder Carl Gock.
Bereits früh hat die Mutter beschlossen, dass ihr Sohn Friedrich Pfarrer werden soll. Er besucht zuerst die Lateinschule in Nürtingen, im Herbst 1784 wird er dann für zwei Jahre auf die niedere Klosterschule in Denkendorf geschickt, im Oktober 1786 tritt er in die höhere Klosterschule in Maulbronn ein, und wieder zwei Jahre später, im Oktober 1788, in das Tübinger Stift.
Die für Hölderlin so wichtigen Freundschaftsbünde bilden sich hier: dem ersten gehören Neuffer und Magenau an, und Hölderlin schreibt, beeinflusst von Schiller, die Tübinger Hymnen. Erste Gedichte werden im September 1791 in Stäudlins Musenalmanach für das Jahr 1792 veröffentlicht.
Der bedeutsamere Freundeskreis entsteht um 1790. Hölderlin schließt sich mit Hegel und dem fünf Jahre jüngeren Schelling zusammen, wobei vor allem der Umgang mit dem gleichaltrigen Hegel von großem, wechselseitigem Einflus ist.
Noch andere Begegnungen aus der Tübinger Zeit werden wichtig. Ausgelöst durch die Französische Revolution entsteht im Stift ein revolutionär-patriotisch gesinnter Club, in dem Hegel als 'derber Jakobiner' gilt; und auch Hölderlin ist "dieser Richtung zugetan." Friedrich Hiller gehört ihm an. Später lernt Hölderlin Isaac von Sinclair kennen, der Mitglied des Geheimbunds der Schwarzen Brüder ist und dessen Bestrebungen bereits zu dieser Zeit auf eine Revolution in Württemberg gerichtet sind.
Im Juni 1793 legt Hölderlin im Stift das Abschlussexamen der Promotion ab. Längst hat er sich dazu entschlossen, nicht länger "an der Galeere der Theologie zu seufzen", eine von der Mutter so sehnlich gewünschte Pfarrstelle nicht anzunehmen. Durch die Vermittlung Stäudlins empfiehlt Schiller der in Waltershausen bei Jena wohnenden Charlotte von Kalb Hölderlin als Hofmeister.
Das ganze Jahr 1794 verbringt Hölderlin in Waltershausen, die Erziehung von Charlottes Sohn gestaltet sich nicht ohne Probleme. Entscheidend für die Trennung vom Hause Kalb ist allerdings das bereits erwähnte Verhältnis mit Wilhelmine Kirms.