Biographie Johann Wolfgang Goethe

Johann Wolfgang Goethe (1749 – 1832)

Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und starb am 22. März 1832 in Weimar. Goethe war Vorbereiter und wichtigster Vertreter des Sturm und Drang. Mit dem Drama Götz von Berlichingen (1773) erzielte er einen frühen Erfolg und Anerkennung in der literarischen Welt. Sein Faust errang den Ruf als das bedeutendste Werk der deutschsprachigen Literatur.


Ausführlicher Lebenslauf Johann Wolfgang Goethe

In der Bibel des Bildungsbürgers – Büchmanns Zitatenschatz Geflügelte Worte – kommt Goethe auf etwa die gleiche Seitenzahl wie Schiller. In Anbetracht dessen, dass Schiller nur 45 Jahre alt wurde, Goethe dagegen 82, verwundert dieses Verhältnis: Immerhin standen Goethe mehr als doppelt so viele Schaffensjahre zur Verfügung, und der Umfang seines Werks übertrifft dasjenige Schillers um ein Vielfaches.

Offenbar sperrt sich das Werk Goethes eher als das Schillers gegen eine Vereinnahmung durch bildungsbürgerliche Identifikation per Zitat, oder anders ausgedrückt: Schillers Idealismus lässt sich noch leichter missdeuten und zum leeren Pathos missbrauchen als der in der Anschauung verankerte 'Realismus' Goethes.

Trotzdem ist Goethe der Klassiker der deutschen Literatur schlechthin; nicht zuletzt hat sich der Begriff 'Goethezeit' (zuerst bei H. A. Korff) für die von vielfältigen Strömungen geprägte Epoche etwa zwischen 1770 und 1830 eingebürgert. Wenngleich eine solche Bezeichnung zu sehr die Person und das Werk Goethes in den Mittelpunkt stellt, so zeigt sie doch, in welchem Maße sich in seinem dichterischen Schaffen Entwicklungen der deutschen Geistesgeschichte am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts spiegeln. Goethe ist zu einer Symbolgestalt – man könnte auch sagen: Kultfigur – der deutschen Geistesgeschichte geworden. Doch hinter dieser Symbolgestalt droht das Bild des Menschen Goethe zuweilen zu verblassen.

Erste Jugendzeit. Frankfurt 1749 – 1765
Johann Wolfgang Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater, Johann Caspar Goethe, ist Erbe eines beträchtlichen Vermögens, hat Jura studiert, auf Reisen nach Frankreich und Italien vielseitige Kenntnisse erlangt und gehört als Kaiserlicher Rat zu den angesehensten Bürgern Frankfurts, der sich ohne berufliche Verpflichtungen seinen privaten Studien widmen kann. 1748 heiratet er Catharina Elisabeth Textor; von den sechs Kindern, die aus dieser Ehe hervorgehen, überleben nur Johann Wolfgang und seine um ein Jahr jüngere Schwester Cornelia.

Vater von Johann Wolfgang Goethe: Johann Caspar Goethe (1710 – 1782)
Johann Caspar Goethe (1710 – 1782).
Gipsrelief von Johann Peter Melchior, 1779

»Neigung meines Vaters zu den reimenden Dichtern. Hagedorn, [...] Gellert, [...] Haller waren alle in seiner Bibliothek schön in Franzband, eingebunden. Hier fand ich meine erste Lectüre. Dagegen war mein Vater ein abgesagter Feind der Hexameter.«

Aus dem »Biographischen Schema« zu ‘Dichtung und Wahrheit’

»Seine Liebe für die italienische Sprache und alles, was sich auf jenes Land bezieht, war sehr ausgesprochen.«

‘Dichtung und Wahrheit’, 1. Teil, 1. Buch
»Sonderbaar, dass da man glauben sollte ie älter der Mensch wird, desto freyer er werden sollte von dem was irrdisch und klein ist. Er wird immer irrdischer und kleiner.«

Brief vom 10. November 1772 an Johann Christian Kestner

»Gott hat nicht gewollt, dass der Vater die so sehnlich gewünschten Früchte die nun reif sind geniessen solle, er hat ihm den Apetit verdorben und so seys.«.

Brief vom 9. August 1779 an die Mutter

Mutter von Johann Wolfgang Goethe: Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731 – 1808)
Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731 – 1808).
Gipsrelief von Johann Peter Melchior, 1779

»Seine liebe Mutter in Frankfurt hatte ein bequemes Haus mit schönen Möbeln, mit wohlversorgtem Keller, mit Büchern, Kupferstichen und Landkarten. Durch die Feindseligkeiten der Franzosen geängstigt, wollte die Mutter ihren Besitz veräußern, sich eine Wohnung mieten; aber wegen der unruhigen Zeiten wurden unvorteilhafte Kaufanträge gemacht; das Beraten mit Freunden und Mäklern war von unendlicher Verdrießlichkeit. Und das der Schmerz eines Dichters! Ist der ein Mann des Jahrhunderts, der mit solchem Herzen einer Eintagsfliege die Welt umfaßt?«

Ludwig Börne: ‘Briefe aus Paris. Dritter Theil’ (8. Oktober 1831)