Biographie Friedrich Nietzsche (Seite 2)

Rapallo, Sils-Maria, Mentone, Nizza – andere Aufenthaltsorte sind: Sorrent, Venedig, Genua und Turin – Stationen eines unruhigen Lebens, das von ständigen schweren körperlichen Leiden, der Suche nach einem Ort, der seiner Gesundheit zuträglich sei, und Einsamkeit geprägt ist.

Geboren wird Friedrich Nietzsche am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen in Sachsen. Nach dem frühen Tod des Vaters, des Pfarrers Carl Ludwig Nietzsche, 1849, zieht die Familie – Großmutter, Mutter und die beiden Kinder Friedrich und Elisabeth – nach Naumburg. Dort erhält Nietzsche seine Schulausbildung. Von 1858 bis 1864 besucht er das Gymnasium Schulpforta bei Naumburg, das Studium der Theologie und klassischen Philologie schließt sich an, zuerst in Bonn, ab Oktober 1865 in Leipzig, wo er sich unter Führung seines Lehrers Ritschl bald durch außergewöhnliche Leistungen hervortritt. Noch vor Beendigung seines Studiums erhält der kaum 25jährige von der Universität Basel den Ruf für eine außerordentliche Professur für klassische Philologie.

Zehn Jahre hat er dieses Lehramt inne; aber bereits seine erste große Veröffentlichung, die 1872 erschienene Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, bringt ihm vor allem von philologischer Seite heftige Angriffe und zerstört mit einem Schlag seine Reputation als Wissenschaftler. Von 1873 bis 1876 entstehen die Unzeitgemäßen Betrachtungen, von 1876 bis 1878 Menschliches Allzumenschliches.

In diese Zeit fällt auch die Freundschaft mit dem 31 Jahre älteren Richard Wagner, der bis 1872 in Tribschen bei Luzern lebt, wo Nietzsche wohl zum ersten Mal seit seiner Kindheit wieder die Geborgenheit eines Zuhauses erfährt. "[...] ich möchte um keinen Preis die Tage von Tribschen aus meinem Leben weggeben", schreibt er noch 1888 kurz vor seinem Zusammenbruch, "Tage des Vertrauens, der Heiterkeit, der sublimen Zufälle – der tiefen Augenblicke [...] Ich weiß nicht, was andre mit Wagner erlebt haben: über unsern Himmel ist nie eine Wolke hinweggegangen."

Eine distanziertere Auseinandersetzung mit Wagner setzt erst nach dessen Weggang nach Bayreuth ein, die Beziehung zwischen ihnen kühlen sich in der Folge rasch ab. Auslöser für den endgültigen Bruch mit Wagner wird letztlich dessen Hinwendung zum Christentums, nicht zuletzt sichtbar an der Gestaltung des Parsifal-Stoffes und seiner spezifisch christlichen Motive – "Richard Wagner, scheinbar der Siegreichste, in Wahrheit ein morsch gewordener verzweifelnder décadent, sank plötzlich, hilflos und zerbrochen, vor dem christlichen Kreuze nieder [...]", äußert sich zwölf Jahre später Nietzsche in seiner Schrift Nietzsche contra Wagner.