Biographie Friedrich Hölderlin (Seite 5)

Ende November begleitet Hölderlin Sinclair, der Vertreter der Landgrafschaft Homburg ist, zu einem Kongress in Rastatt. Er lernt dabei Baz und andere Gesinnungsgenossen kennen, die eine politische Umwälzung in Württemberg vorbereiten. Ihre Hoffnung, nach dem Modell der Helvetischen Republik eine Schwäbische Republik zu schaffen, wird endgültig im Frühjahr 1799 zerschlagen, als der französische General Jourdan in Stuttgart bekanntgibt, dass sich die französische Armee bei Unruhen auf die Seite des Herzogs von Württemberg schlagen werde. Zugleich schwindet damit Hölderlins Hoffnung, im Fall einer gelungenen Revolution, ähnlich wie Marie-Joseph Chénier in Frankreich, zum offiziellen Dichter der neuen Republik ernannt zu werden. An dem Stück, Empedokles, das als Festspiel dafür vorgesehen war, schreibt er bereits, doch im Sommer 1799 stellt er die Arbeit daran ein.

Auch ein zweiter Plan, sein Einkommen auf eine gesicherte Grundlage zu stellen, scheitert. Er plant, eine poetische Monatszeitschrift herauszugeben, doch seine Briefe an Goethe, Schiller, Schelling, Schlegel, Lafontaine, Herder u.a., in denen er um Beiträge bittet, kommen mit abschlägigen Antworten zurück.

Im Oktober 1799 erscheint der zweite Band des Hyperion.

Nachdem er dem Drängen seiner Mutter, ein Pfarramt zu übernehmen, weiterhin nicht nachkommen will, bleiben nur weitere Hofmeisterstellen. Im Januar 1801 tritt er eine Stelle bei Gonzenbach in Hauptwil in der Schweiz an, wo er aber nur drei Monate bleibt. Im Herbst desselben Jahres erhält er das Angebot, als Hofmeister beim hamburgischen Konsul und Weinhändler Meyer nach Bordeaux zu gehen.

Am 10. Dezember 1801 bricht er von Nürtingen auf, am 28. Januar 1802 trifft er in Bordeaux ein. Doch bereits am 10. Mai lässt er sich einen Pass nach Straßburg ausstellen, wo er am 7. Juni ankommt. Etwa vier Wochen später erscheint er völlig erschöpft und verstört bei seiner Mutter in Nürtingen.

Was in diesen vier Wochen geschehen ist, lässt sich nur mutmaßen. Hölderlin weiß von der Erkrankung Susettes, wahrscheinlich stellt sie den Grund für seinen überstürzten Aufbruch aus Bordeaux dar, und wahrscheinlich geht er in den fraglichen Wochen – Bertaux nimmt dies mit guten Gründen an – von Straßburg nach Frankfurt, wo er ihren vielleicht noch Tod miterlebt oder zumindest davon erfährt. Am 22. Juni ist Susette Gontard gestorben.

Hölderlins Widmung des zweiten Bandes des 'Hyperion' an Susette Gontard
Hölderlins Widmung des zweiten Bandes des 'Hyperion' an Susette Gontard