Kurzinhalt, Zusammenfassung "Das Erdbeben in Chili" von Heinrich von Kleist
Zu Beginn der Erzählung Das Erdbeben in Chili findet der Leser folgende Situation vor: Jeronimo Rugera, eine der Hauptfiguren, wird während des Versuchs, sich in seiner Gefängniszelle zu erhängen, von einem Erdbeben überrascht. Schauplatz der Erzählung ist Santiago (bei Kleist: St. Jago) in Chile (bei Kleist: Chili), im Jahre 1647.
Ausgehend davon entfaltet Kleist retrospektiv die Vorgeschichte: Der Hauslehrer Jeronimo beginnt eine Liaison mit der adligen Donna Josephe. Nach der Entdeckung der Liebesbeziehung bringt der Vater die Tochter in einem Kloster unter; das Liebespaar trifft sich dennoch heimlich im Klostergarten. Während der Fronleichnamsprozession bringt die Novizin Josephe – zum Entsetzen der Stadtgesellschaft – das gemeinsame Kind zur Welt, woraufhin beide Eltern inhaftiert werden. Josephe steht zum Zeitpunkt des Beginns der Erzählung die Enthauptung bevor, während Jeronimo sich nach einigen Rettungsversuchen aus Verzweiflung kurz vor dem Selbstmord befindet – „wie schon gesagt,“ rekapituliert der Erzähler.
An dem – eigentlich zum Befestigen des Stricks gedachten – Gefängnispfeiler hält sich Jeronimo bei Einsetzen des Erdbebens fest. Schließlich gelingt es ihm, sich zu befreien und aus dem Gebäude zu fliehen. Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach Josephe und dem gemeinsamen Sohn Philipp. Obgleich er auf der Straße erfährt, die Hinrichtung sei bereits vonstatten gegangen, gibt er die Suche nicht auf und findet die beiden einige Zeit später tatsächlich in einem idyllischen Tal vor der Stadt.
Daraufhin wird im Rückblick der Rettungsweg Josephes nachvollzogen: Der Hinrichtungszug ist bereits auf dem Weg zum Richtplatz, als das Erdbeben ihr die Möglichkeit zur Flucht bietet. In letzter Minute gelingt es ihr, den gemeinsamen Sohn aus dem einstürzenden Kloster zu retten. Während sie durch die Stadt läuft, kommt sie an zahlreichen zerstörten Gebäuden vorbei, begegnet dabei der Leiche des Erzbischofs, der an der Urteilssprechung beteiligt war. Nach dem vergeblichen Versuch, Jeronimo zu finden, rettet sie sich schließlich in das Tal.
Der Mittelteil der Erzählung umreißt die Idylle vor der Stadt. Die vereinte Familie dankt Gott für die Rettung und beginnt Pläne für eine Flucht nach Spanien zu schmieden, bevor sie im Freien die Nacht verbringt. Am nächsten Morgen knüpfen die Eltern Kontakt zur adligen Familie Don Fernandos, die ebenso im Tal Schutz vor der zusammenstürzenden Stadt suchte. Jeronimo und Josephe begeistern sich für die Zusammenkunft der vielen Geretteten. Die sich hier befindende ‚Gesellschaft’ erweckt in ihnen Zweifel über ihre Fluchtpläne: Stattdessen glauben sie, dass „das allgemeine Unglück alles, was ihm entronnen war, zu einer Familie gemacht hätte“ und somit das über sie gesprochene Urteil hinfällig sei. Der aus dem Erdbeben resultierende „Umsturz aller Verhältnisse“ gibt ihnen die Hoffnung, in St. Jago eine gemeinsame Existenz als Familie weiterzuführen.