Biographie Wilhelm Hauff (Seite 3)

Von verschiedenen Zeitschriften und Almanachen erhält er Anfragen nach Beiträgen, und Hauff setzte seine literarische Parforce-Produktion fort. In der ersten Hälfte des Jahres 1826 entstehen die Erzählungen Othello und Die Sängerin, daneben sein historischer, den Werken Walter Scotts nachempfundener Roman Lichtenstein und eine Fortsetzung der Memoiren des Satans.

Im April scheidet er aus der Hofmeisterstelle bei der Familie von Hügel aus und begibt sich auf die 'grand tour', eine Bildungsreise durch Frankreich, Flandern sowie Nord- und Mitteldeutschland. Während seines sechswöchigen Aufenthaltes in Paris schreibt er am zweiten Märchenalmanach (im Dezember 1826 erschienen) und an der Controvers-Predigt über H. Clauren, eine scharfsinnige Analyse und Abrechnung mit dem Trivialroman (im Oktober 1826 erschienen). Über Bremen (wo er sich unglücklich in Josephe Stolberg verliebt), Berlin, Leipzig und Dresden kehrt er nach Württemberg zurück. Noch Ende 1826 stellt er die Novelle Die Bettlerin vom Pont des Arts und den dritten Märchenalmanach (Das Wirtshaus im Spessart) fertig.

Mit dem 1. Januar 1827 übernimmt er als Redakteur das Morgenblatt für gebildete Stände des Stuttgarter Verlegers Cotta. Das gesicherte Einkommen, über das er nun verfügt, erlaubt die Heirat mit seiner Cousine Luise Hauff, die er bereits während seiner Tübinger Zeit kennengelernt hat und mit der er seit Ostern 1824 verlobt ist.

Neben der Arbeit für Cotta, die nicht ohne Schwierigkeiten und Kompetenzstreitigkeiten verläuft, entstehen 1827 Phantasien im Bremer Rathskeller und die Novellen Die letzten Ritter von Marienburg, Jud Süß und Das Bild des Kaisers.

Im August unternimmt er eine Reise nach Tirol, um Material für einen geplanten Roman über Andreas Hofer zu sammeln. Kränkelnd kommt er von der Gewalttour zurück; er fühlt sich "mißmuthig, abgeschlagen" und hatte "Eckel vor allem." Anfang November bessert sich sein Gesundheitszustand etwas, aber bald folgt ein schwerer Rückfall; der Hofarzt Dr. Zeller diagnostiziert Schleim- und Nervenfieber.

Die Geburt seiner Tochter Wilhelmine am 10. November erlebt Hauff noch; am 18. November 1827 stirbt er im Alter von nur 25 Jahren. Er liegt auf dem Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart begraben.

Titelblatt des Märchenalmanachs auf das Jahr 1828
Titelblatt des Märchenalmanachs auf das Jahr 1828
Luise Hauff
Luise Hauff.
Gouache auf Elfenbein von Johann Michael Holder, 1824
Gedenktafel am Eingang der Nebelhöhle
Gedenktafel am Eingang der Nebelhöhle, unweit des von Hauff verewigten Schlosses Lichtenstein. Die Inschrift, Verse Ludwig Uhlands aus seinem Gedicht Auf Wilhelm Hauffs frühes Hinscheiden, lautet: „Doch in der Höhle, wo die stille Kraft des Erdgeists rätselhafte Formen schafft, am Fackellicht der Phantasie entfaltet, sah’n wir zu Heldenbildern sie gestaltet, und jeder Hall, in Spalt und Kluft versteckt, ward zum beseelten Menschenwort erweckt.“
Foto: Clarissa Höschel