Interpretation "Mohn und Gedächtnis" von Paul Celan
Paul Celans erster offizieller Gedichtband "Mohn und Gedächtnis", 1952 erschienen, vereint seine Werke aus den Jahren 1944/45 bis 1952. Bezogen auf Celans Biografie markieren die Gedichte also den Übergang Czernowitz/Bukarest und seine Anfangszeit in Paris. Bereits kurz nach der Veröffentlichung der Sammlung ist der Name des Lyrikers in aller Munde. Kritiker wie Leser erkennen schnell die besondere Qualität der Gedichte, die bezogen auf ihren Ton und ihre Bilder etwas völlig Neuartiges bieten. Allerdings gelten sie bereits zu dieser Zeit als schwierige und verschlüsselte Kunstwerke.
Die im Band gesammelten Gedichte zeigen literarische Einflüsse von Lyrikern wie Friedrich Hölderlin, Rainer Maria Rilke und Georg Trakl sowie Beziehungen zur Lyrik des Symbolismus und des Surrealismus. Zu den frühen der insgesamt 56 Gedichten von "Mohn und Gedächtnis" gehört auch die "Todesfuge", Paul Celans berühmtestes Werk. Sie steht stellvertretend für das dichterische Programm der Sammlung: Bei nahezu allen Gedichten tritt das trauernde Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in den Vordergrund. Werke wie "Der Reisekamerad" und "Sie kämmt ihr Haar" nehmen direkt Bezug auf die im Todeslager ums Leben gekommene Mutter. Sie wird zur Wortführerin, zur poetischen Gefährtin des Sohnes und steht somit zwischen Tod und Leben, zwischen Vergessen und Gedächtnis – eine Polarität, die sich auch im Titel der Gedichtsammlung "Mohn und Gedächtnis" wiederfindet.