Biographie Friedrich Schiller (Seite 4)
In den nächsten Jahren schreibt er vor allem an historischen Darstellungen, der Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung, die ihm 1788 eine Professur für Geschichte in Jena einträgt, und an und der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Zuvor allerdings lernt er bei einem Besuch in Rudolstadt die Familie von Lengefeld kennen; im Februar 1790 heiratet er die jüngere Tochter Charlotte. Und er ist, am 7. September 1788, Goethe begegnet, der, geprägt noch von seinem Italienerlebnis, mit dem leidenschaftlichen Schiller wenig anzufangen weiß. "Schiller war mir verhaßt", lautete sein missgestimmtes und voreiliges Urteil. Erst im Sommer 1794 kommt es zur erneuten und nun dauerhaften Annäherung der beiden Dichter. Doch dazwischen liegt ein wesentlicher, intensiver Abschnitt ins Schillers Biographie, der sein weiteres Leben und Schaffen entscheidend prägt.
1791 erleidet er einen schweren gesundheitlichen Rückschlag, wahrscheinlich als Folge des Mannheimer Fiebers, mit Fieberdelirien, Brust- und Unterleibskrämpfen; er gab Eiter und Blut von sich, zeitweilig setzte sogar der Puls aus. Anhand der Symptome diagnostiziert man eine Lungenentzündung mit Rippenfelleiterung; dass er überlebt, gleicht einem Wunder – allerdings wird er sich davon nie mehr ganz erholen.
In dieser Zeit richtet sich Schillers Interesse zunehmend auf die Philosophie Kants. Aus der Beschäftigung mit dessen Schriften entstehe u. a. die Studien Über Anmut und Würde, Vom Erhabenen, Über die ästhetische Erziehung des Menschen und Über naive und sentimentalische Kunst, die bis heute zu den bedeutendsten und einflussreichsten Beiträgen zur Ästhetik gehören.
Ein Gespräch mit Goethe über die Urpflanze und ein anschließender Brief Schillers begründen im Sommer 1794 die Freundschaft zwischen den Dichtern. Nach sieben Jahren, in denen er ausschließlich historische und philosophische Werke verfasst hat, kehrt er nun zur Dichtung zurück. Gemeinsam mit Goethe schreibt er für den von ihm herausgegebenen Musenalmanach die Xenien, 1797 entstehen im Wettstreit mit Goethe die Balladen (u. a. Der Taucher, Der Handschuh, Die Kraniche des Ibykus). Und er beginnt die Arbeit am Wallenstein, der 1799 beendet wird.
Im Dezember dieses Jahres siedelt die Familie Schiller nach Weimar über. Kaum ein Tag vergeht, an dem sich Goethe und Schiller nicht treffen und miteinander sprechen. Und mit der ihm eigenen Energie, bereits im Zeichen des Todes lebend, macht er sich nun an die Dramenproduktion der letzten Jahre: 1800 beendet er Maria Stuart, 1801 Die Jungfrau von Orleans, 1803 Die Braut von Messina, 1804 schließlich – sein letztes vollendetes Stück – den Wilhelm Tell.
Charlotte Schiller.
Ölgemälde von Ludowike Simanowiz
Immanuel Kant
Erster Absatz eines Briefes an Goethe
Karikatur zu den 'Xenien' nach einer Zeichnung von Rossmäßler aus dem Almanach Triumph des deutschen Witzes von 1800. Schiller verpaßt Nicolai eine Linke, Herder bereits ausgezählt am Boden. Goethe steht hinten links unter einem Baum.
Goethe und Schiller im Gespräch (1804).
Nach einer Federzeichnung von Johann Christian Reinhart (zugeschrieben)
Handschriftlicher Entwurf Schillers zur Rede Attinghausens in der 2. Szene des 4. Aktes von 'Wilhelm Tell'