Biographie Friedrich Schiller (Seite 2)
Der württembergische Herzog Karl Eugen hatte zur Rekrutierung geeigneten Offiziers- und Beamtennachwuchses eine militärische Pflanzschule gegründet; um sie mit Schülern zu füllen, ergeht in selbstherrlicher Manier an seine Offiziere und Beamten die Weisung, begabte Söhne dafür abzustellen. Am 16. Januar 1773 liefert der Hauptmann Schiller seinen Sohn in der bei Stuttgart gelegenen Solitude ab.
Sieben Jahre lang bleibt Schiller in das Korsett penibelster Ordnung gepresst. Es gibt keine Schulferien, keinen Urlaub, kaum freie Stunden, selbst Spaziergänge mit den Eltern unterliegen militärischer Bewachung. Sieben Jahre der militärischen Disziplin, der Entwürdigung – da dem Herzog Schillers rotes Haar nicht gefällt, muss er es weiß pudern! –, der Demütigung. Am Ende, 1780, kann Schiller auf ein abgeschlossenes Medizinstudium zurückblicken. Zwei Jahre noch lebt er als berüchtigter Regimentsmedikus in Stuttgart, seinem "Loch der Prüfung."
Das Gefühl, vieles versäumt zu haben, wird Schiller sein Leben lang nicht los. Seine Dynamik, die geistige wie die körperliche, erwächst daraus, aber auch stetige Unrast, der Drang, alles, was versäumt, was ihm verwehrt worden ist, mit ungeheurem Aufwand an Energie doch noch zu erzwingen. "Kein Deutscher ist wie er so ganz Bewegung", schreibt dazu 1905 Hugo von Hofmannsthal, "sein Leben und sein Tod gleicht dem des Fackelläufers, der in sich verzehrt aber mit brennendem Licht ans Ziel kam, sterbend hinstürzte und so stürzend, so sterbend ein ewiges Sinnbild blieb."
Trotz seiner Krankheiten und Gebrechen, trotz der Hinfälligkeit des Leibes, die er selbst schmerzlichst erfahren muss, fordert er von und für sich Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Epigramme wie das folgende sprechen es lakonisch aus: "Würde des Menschen. Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen. Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Bereits 1777, noch als Zögling der Stuttgarter Militärakademie, beginnt er Die Räuber. Getrieben vom Hass auf Herzog Karl Eugen, das Schicksal des Dichters Schubart vor Augen, der insgesamt zehn Jahre lang auf der Festung Hohenasperg eingekerkert ist und dem er den Stoff zu den Räubern verdankt, soll es ein Buch werden, "das aber durch den Schinder absolut verbrannt werden muß!"
1781 schließlich ist es beendet. Auf eigene Kosten lässt er es drucken, über den Buchhändler und Kammerrat Schwan in Mannheim gelangt es zu von Dalberg, dem Intendanten des Mannheimer Hof- und Nationaltheaters. Von Dalberg zeigte sich interessiert, und nach einigen Umarbeitungen findet dort schließlich die Uraufführung statt.
Schiller ist mit einem Schlag berühmt.
Innenhof der Herzoglichen Militärakademie in Stuttgart. Das Gebäude der Carlsschule wurde 1944 völlig zerstört.
Das »Teutsche Comödienhaus«.
Kupferstich nach einer Zeichnung von J. F. von Schlichten, 1782