Biographie Gotthold Ephraim Lessing (Seite 2)

Lessing, keine zwanzig Jahre alt, entschließt sich, den Beruf des freien Schriftstellers zu ergreifen. Zusammen mit Mylius gibt er die Zeitschrift Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters heraus, daneben schreibt er Rezensionen, Gedichte, Theaterstücke (Die Juden, Der Freigeist), verfasst Übersetzungen, ab 1751 arbeitet er für die Berlinischen privilegierten Staats- und Gelehrten Zeitung.

Auf Drängen des Vaters, aber auch wegen einem unseligen Streit mit dem am Hofe Friedrichs II. weilenden Voltaire, dessen Siècle de Louis XIV Lessing in Form von Druckbögen seinen Bekannten zugänglich gemacht hat, noch bevor es Voltaire dem König präsentieren kann, reiste er Ende 1751 nach Wittenberg ab, um dort seine Studien abzuschließen. Im April 1752 wird er zum Magister der Philosophie promoviert.

Ab November 1752 ist Lessing wieder in Berlin. Er beschäftigt sich mit Übersetzungen von Schriften Voltaires und Friedrichs II. und beginnt das ehrgeizige Projekt der (niemals vollendeten) Theatralischen Bibliothek, die in unregelmäßiger Reihenfolge eine kritische Geschichte des Theaters zu allen Zeiten und bei allen Völkern liefern soll. Von 1753 bis 1755 erscheint die sechsteilige Sammlung seiner Schriften, angeblich aufgrund einer Wette mit Moses Mendelssohn, den er wie Friedrich Nicolai 1754 kennengelernt hat, entsteht im Frühjahr 1755 Miß Sara Sampson.

Trotz des literarischen Ruhms ist Lessing nach wie vor auf der Suche nach einer gesicherten Anstellung. Im Oktober 1755 begibt sich Lessing nach Leipzig. Von dem reichen Kaufmann Christian Gottfried Winkler bekommt er das Angebot, als dessen Begleiter eine vierjährige Reise durch Europa zu unternehmen. Im Mai 1756 brechen sie in Leipzig auf, bereits im August werden sie in Amsterdam vom Ausbruch des Siebenjährigen Krieges überrascht und müssen umkehren. Nach der Rückkehr in das mittlerweile von den Preußen besetzte Leipzig entwickelt sich bald die enge Freundschaft zum preußischen Major und Dichter Ewald von Kleist, die von den Leipzigern misstrauisch beäugt wird.

Im Mai 1758 kehrt Lessing nach Berlin zurück. Er schreibt die ersten Briefe, die neueste Literatur betreffend, und 1759 erscheint der Einakter Philotas.

Einen überraschenden Einschnitt stellen die Jahre 1761 bis 1765 dar: Lessing übernimmt eine Stelle als Gouvernements-Sekretär beim preußischen General Tauentzien in Breslau. Aller Geldsorgen enthoben, kultiviert Lessing ein bohèmehaftes Leben und gibt sich seiner Spielleidenschaft hin. Bereits 1763  schreibt er allerdingsseinem Vater: "Ich habe mit diesen Nichtswürdigkeiten nun schon mehr als drei Jahre verloren. Es ist Zeit, daß ich wieder in mein Gleis komme."

Friedrich der Große und Voltaire
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