Kurzinhalt, Zusammenfassung "Duineser Elegien (1923)" von Rainer Maria Rilke

Entstehung: Rilke verfasst den ersten Teil dieser zehn Elegien bereits 1912 während seines Aufenthalts auf Duino, dem zwölf km östlich von Trient gelegenen Schloss seiner langjährigen Freundin Fürstin Maria von Thurn und Taxis. Zwar arbeitet er in den Jahren 1913 und 1915 weiter an diesem Zyklus, doch erst zehn Jahre später, 1922, werden die Gesänge während seines schöpferisch außerordentlich wertvollen Aufenthalts in Muzot vollendet.

Inhalt:

1: Die erste, im Januar 1912 entstandene Elegie breitet expositionsartig verschiedene Themenbereiche aus, die in den folgenden Elegien wieder aufgenommen werden. Gleich zu Beginn wird die „Ordnung der Engel“ thematisiert, wenngleich die Engel selbst über alle Elegien hinweg stumm bleiben.

Auf der Suche nach dem, was in der Welt Bestand haben könnte, werden die (in der achten Elegie wiederkehrenden) Tiere den Menschen gegenübergestellt; die conditio humana ist es letztendlich, die hinterfragt wird, und der Mensch stellt sich dar als Gefangener in der „gedeuteten Welt.“ In Anlehnung an die Romantik erscheint auch bei Rilke die Nacht als die diesen Gedanken angemessenste Zeit.

Dem normalen Menschen wird der Held gegenübergestellt, dem sich die sechste Elegie nochmals widmen wird; das Damoklesschwert der Vergänglichkeit macht aber auch junge Tote gleichsam zu idealisierten Bildwerken des Menschlichen.

Ab der dritten Strophe vollzieht sich eine Wendung nach innen, eine Umkehrung, die die zuvor vorhandene Leere füllt.

2: In der zweiten Elegie, Ende Januar/Anfang Februar 1912 ebenfalls in Duino entstanden, stehen zunächst Engel und Menschen in einer Opposition, die gleichzeitig über die Vergänglichkeit des Irdischen klagt und die Unvereinbarkeit des Engelhaften und des Menschlichen offenbart. Einzig den Liebenden ist es vergönnt, zumindest zeitweise den Gesetzen der Vergänglichkeit zu entgehen.

Die letzten beiden Strophen sind demgegenüber eine Idealisierung der griechischen Antike in der Sehnsucht des Menschen nach einer Teilhabe an jener Göttlichkeit.

3: Die dritte, Anfang 1912 auf Duino begonnene, doch erst im Spätherbst 1913 in Paris vollendete Elegie, widmet sich dem geschlechtlichen Trieb, jenem „verborgenen schuldigen Fluß-Gott des Bluts.“ Das Beängstigende dieses kraft- und gewaltvollen Triebes ändert nun nach und nach sein Gesicht in dem Maße, in dem die Mutterfigur in Erscheinung tritt und den Weg ebnet für die Geliebte, dabei aber durchaus auch ambivalent ist und bleibt.

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