Biographie Wilhelm Hauff (Seite 2)
Nur kurze Zeit ist er offizielles Mitglied der Burschenschaft Germania. Burschenschaftliche Vereinigungen sind nach den Karlsbader Beschlüssen im Deutschen Bund verboten, im relativ liberalen Württemberg wird ihr Treiben jedoch toleriert. Erst 1824 verstärkt sich der Druck, vor allem durch Preußen und Österreich, was zum Verbot der studentischen Korporationen und zur Verschärfung der Pressezensur in Württemberg führt.
Hauff legt zu dieser Zeit die Abschlussprüfung an der Universität ab. Obwohl er sich 1825 einer zweiten theologischen Dienstprüfung unterzieht und sogar promoviert wird, zeigt er keinerlei Ambitionen im Hinblick auf ein Pfarramt. Die Alternative dazu stellt – wie für so viele andere – eine Hofmeisterstelle dar. Hauff findet diese in der Familie des württembergischen Kriegsratspräsidenten von Hügel in Stuttgart. Die Erziehung der beiden Söhne des Ministers lässt Hauff genügend Zeit für seine schriftstellerischen Projekte. Nach den Gedichten und Liedern seiner Studentenzeit drängt er nun mit Macht ins literarische Geschäft.
Im April 1825 stellt er das Manuskript für den ersten Märchenalmanach fertig, im August erscheinen die Mitteilungen aus den Memoiren des Satan, die sofort für Aufsehen sorgen. Übertroffen werden sie darin durch das dritte Buch, das Hauff in diesem Jahr schreibt: Der Mann im Mond oder der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme. Als Autor wird jedoch H. Clauren genannt, ein preußischer Modeautor (mit bürgerlichem Namen Carl Heun), der für seine seichten Liebesromane, die reißenden Absatz finden, Rekordhonorare verlangen kann. Hauff reizt es, Clauren mit dessen eigenen Mitteln zu persiflieren: "Aus denselben Stoffen, sprach ich zu mir, mußt du einen Teig kneten, mußt ihn würzen mit derselben Würze, nur reichlicher überall, nur noch pikanter; an diesem Backwerk sollen sie mir kauen, und wenn es ihnen auch dann nicht widersteht [...] so sind sie nicht mehr zu kurieren, oder – es war nichts an ihnen verloren."
In nur sechs Wochen schreibt er den satirischen Gesellschaftsroman nieder. Doch das Publikum ist nicht zu kurieren; es feiert den Roman als neues Meisterwerk des Preußen, was sich dieser freilich nicht gefallen lassen kann. Es kommt zur Anklage gegen Hauffs Verlag, der "wegen rechtswidriger Täuschung des Publicums durch Angabe eines falschen Verfassers" zu 50 Talern Geldbuße verurteilt wird. Der literarische Skandal, den sich Hauff nicht ganz uneigennützig gewünscht hat, ist da. Das Buch verkauft sich nicht zuletzt wegen der publizistischen Querelen glänzend, und Hauff selbst, der während des Prozesses als wahrer Autor aufgedeckt wird, ist mit einem Male bekannt.