Biographie Georg Büchner (Seite 3 )
Büchner hat schon als Schüler ein scharfes politisches Bewusstsein entwickelt, das ihn auch im täglichen Leben (er trägt einen 'Polen-Rock' und angeblich auch eine 'Jakobiner-Mütze') seine republikanische Haltung zeigen lässt. Damit ist er nicht der einzige: viele seiner Schulkameraden teilen Büchners Gesinnung und sind, anders als er, Mitglieder konspirativer oder zumindest oppositioneller Kreise. Davon hält sich Büchner zunächst fern; nicht etwa aus Halbherzigkeit, sondern aus der Überzeugung heraus, dass die Zeit für revolutionäre Handlungen noch nicht reif sei.
Im November 1831 verlässt Büchner das politisch bedrückende Darmstadt, um an der Universität in Strassburg ein Medizin-Studium aufzunehmen. Dort wird er von Verwandten mütterlicherseits – die Reuß sind seit dem 17. Jahrhundert im Elsaß ansässig – bei Anmeldung, Immatrikulation und Wohnungssuche unterstützt; er kommt bei Pfarrer Johann Jakob Jaeglé, einem entfernten Verwandten, unter, und lernt auf diese Weise dessen Tochter Wilhelmine (Minna; 1810–1880) kennen. Zwischen beiden entsteht bald eine enge Beziehung, die bald zu einer (allerdings zunächst heimlichen) Verlobung führt. Hier zeigt sich die kolossale Macht, die der Vater auf Büchner ausgeübt haben muss: so stark ist diese Autorität verinnerlicht, dass der sonst freidenkende, ja durchaus revolutionär gesinnte, noch dazu nun im Ausland sich aufhaltende Student aus Angst vor der väterlichen Reaktion sich nicht traut, die ihm wohl am nächsten gehende menschliche Verbindung dem Elternhaus zu melden. In der Tat folgt zwei Jahre (!) später auf die offizielle Ankündigung dann auch ein heftiges Donnerwetter seitens Dr. Ernst Büchners. Wie sehr es ihm dabei nur um tyrannisches Kontrollieren geht, wird an der Tatsache deutlich, dass er nach dem Kennenlernen Wilhelmines nichts gegen die Verbindung einzuwenden hat; es ist das eigenmächtige Handeln des Sohnes, das ihm missfällt.
In Strassburg wird Büchners Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Fragen noch intensiver. Durch Lektüre und Diskussionen in seinem dortigen Freundeskreis, zu dem vor allem Eugène Boeckel, Wilhelm Baum, Alexis Muston, August und Adolph Stoeber sowie deren Vater Ehrenfried Stoeber, seinerzeit ein recht bekannter Literat und Publizist, gehören, schärft sich Büchners Blick für die Tatsache, dass die Wurzeln des Übels nicht nur in der Vorenthaltung bürgerlicher Rechte, sondern in erster Linie in der materiellen Unterdrückung des Volkes liegen. Er kann dies besonders gut an den Folgen der französischen Juli-Revolution von 1830 beobachten, aus der sich zielstrebig eine Diktatur des Großbürgertums entwickelt. Besonders im Rahmen von Abenden der Studentenverbindung 'Eugenia', die Büchner als Dauergast besucht, legt er seine politischen Ansichten dar, die sich als wesentlich radikaler als diejenigen seiner Freunde und Bekannten herausstellen. Aber auch zu den französischen Linksrepublikanern knüpft Büchner Kontakte, lernt ihre Organisationsform kennen und befasst sich mit den politischen Theorien der sogenannten utopischen Sozialisten Saint-Simon, Babeuf und Fourier.
»Was kann ich sagen, als daß ich dich liebe; was versprechen, als was in dem Wort Liebe schon liegt, Treue?«
Büchner an Minna, ca. 20. März 1834
»Ich sehe dich immer so halb durch zwischen Fischschwänzen, Froschzehen etc. Ist das nicht rührender, als die Geschichte von Abälard, wie sich ihm Heloise immer zwischen die Lippen und das Gebet drängt? O, ich werde jeden Tag poetischer, alle meine Gedanken schwimmen in Spiritus.«
Büchner an Minna, 13. Januar 1837
»Du kommst bald? [...] ich muß mich bald wieder an Deiner inneren Glückseligkeit stärken und Deiner göttlichen Unbefangenheit und Deinem lieben Leichtsinn und all Deinen bösen Eigenschaften, böses Mädchen«
Büchner an Minna, 27. Januar 1837
»Nicht einmal Goethe hatte eine schönere Stirn«.
Jean-Baptiste Alexis Muston (1810 – 1888) zeichnete während einer Wanderung mit Büchner durch den Odenwald im sogenannten Felsenmeer eine Skizze seines Freundes. Sie gehört mit seiner eigenen späteren Federzeichnung und der Bleistiftzeichnung August Hoffmanns zu den einzigen drei zeitgenössischen Bildern Georg Büchners.