Biographie Jean Paul (Seite 4)

1765 zieht die Familie nach Joditz, wo der Vater eine Pfarrstelle antritt, 1776 nach Schwarzenbach an der Saale. Der junge Richter besucht dort die Lateinschule, 1779 darf er auf das Gymnasium in Hof. Bereits in Schwarzenbach verschlingt er alles, was ihm an Lektüre in die Hände kommt; was ihm wichtig erscheint, wird in Quartheften exzerpiert, dazu ein Register angelegt und dazu nochmals ein Register, das die Exzerpte nach bestimmten Gesichtspunkten aufschlüsselt – eine Methode, die er sein Leben lang beibehält. Der sechzehnjährige Gymnasiast bereitet sich zielstrebig auf den Beruf als Schriftsteller vor.

Ab Mai 1781 studiert er in Leipzig Theologie, doch bereits im November beschließt er, das Studium aufzugeben. Er hat zu schreiben begonnen, und alles was er tut, scheint nur darauf abzuzielen. 1783 gesteht er in einem Brief an den Pfarrer Vogel: "Ich bin kein Theolog mer; ich treibe keine einzige Wissenschaft ex professo, und alle nur insofern als sie mich ergözen oder in meine Schriftstellerei einschlagen; und selbst die Philosophie ist mir gleichgültig, seitdem ich an allem zweifle."

1783 erscheinen, unter Pseudonym, die Grönländischen Prozesse, sein erstes Buch. Obwohl er in den nächsten Jahren unermüdlich fortfährt zu schreiben – es entsteht eine lange Reihe von ausufernden, mit gelehrten Abschweifungen versehenen Satiren –, bleibt es bis 1789 Jean Pauls einzige Veröffentlichung. Die Auswahl aus des Teufels Papieren, ein Band mit Satiren, der in diesem Jahr ebenfalls unter Pseudonym herauskommt, verkauft sich noch schlechter als das erste Buch. 1793 kommt dann ein erster Durchbruch. Im Jahr zuvor hat er das Manuskript der Unsichtbaren Loge an Karl Philipp Moritz geschickt, der sich begeistert zeigt. "Aber nein", soll er ausgerufen haben, "das ist noch über Goethe, das ist ganz was Neues."

Moritz vermittelt einen Verleger, 1793 wird das Buch gedruckt, und Jean Paul erhält insgesamt 100 Dukaten, ein warmer Regen auf die ausgedorrten Finanzen des bettelarmen Autors. 1784 muss er auf der Flucht vor Gläubigern Leipzig verlassen und kehrt zu seiner Mutter nach Hof zurück. Dort wohnen beide in einem Zimmer und leben von wenig mehr als nichts. Seit 1787 verdingt sich Jean Paul als Hofmeister; seine besten Freunde sind ihm weggestorben, ein Bruder hat Selbstmord begangen, und er selbst hat seine Todesvision erlebt.

Noch bevor die Unsichtbare Loge – im Anhang dazu findet sich das wohl berühmteste Stück Jean Pauls, das Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal – in Druck geht, beginnt er mit seinem zweiten Roman, Hesperus oder 45 Hundsposttage. Mitte 1794 ist die Arbeit daran abgeschlossen, 1795 erscheint das Buch und macht ihn berühmt. Die Reaktionen des Publikums ist enthusiastisch, begeisterte Leserinnen teilen ihm in Briefen ihre Empfindungen mit, Herder, Wieland und Gleim sitzen fasziniert und ergriffen über der Lektüre - der Hesperus wird zum größten Bucherfolg seiner Zeit; einzig Goethe will sich mit dem, wie er es nennt, "wunderlichen Werk" nicht so recht anfreunden.

Karl Philipp Moritz
Karl Philipp Moritz.
Gemälde von F. Rehberg