Biographie Eduard Mörike (Seite 2)

Im Oktober 1826 legt Mörike das theologische Examen in Tübingen ab. Es folgt eine achtjährige Vikariatszeit – von Mörike als "Vikariatsknechtschaft" bezeichnet – mit Stationen in Oberboihingen, Möhringen, Köngen, Pflummern, Plattenhardt, Owen, Eltingen, Ochsenwang und Öthlingen. Es sind Jahre der Unzufriedenheit, beinahe der Verzweiflung. Der 1828 unternommene Versuch, als freier Schriftsteller in Stuttgart zu leben – und zwar als novellistischer Mitarbeiter der Damen-Zeitung –, misslingt. Ebenfalls in diese Zeit fällt seine Ver- und Entlobung mit Luise Rau; der Grund, weshalb die Verbindung mit der Pfarrerstochter wieder zerbricht, liegt bis heute im Dunkeln. 1832 erscheint beim Stuttgarter Verleger Schweizerbart Maler Nolten.

1834 endlich erhält Mörike die so lang ersehnte Pfarrstelle in Cleversulzbach. Zusammen mit der Mutter und seiner Schwester Klara bezieht er das geräumige Pfarrhaus, in dem er, unterbrochen nur von mehreren Kuraufenthalten, bis 1843 lebt – die wohl glücklichsten Jahre seines Lebens, trotz der auch hier nicht ausbleibenden, vorwiegend inneren Krisen: der Tod der Mutter 1841, die als drückend empfundenen Amtspflichten und damit zusammenhängende Krankheitsanfälle.

In dieser Zeit entstehen die Erzählungen Lucie Gelmeroth (1834), Der Schatz (1835), und Der Bauer und sein Sohn (1838). Ebenfalls 1838 erscheint bei Cotta die erste Ausgabe seiner Gedichte.

1843 schließlich wird Mörike, gerade einmal 39 Jahre alt, "wegen dauernder Krankheitsumstände" auf eigenen Wunsch pensioniert und begibt sich in den finanziell allerdings kaum abgesicherten Ruhestand.

Nach kurzen Aufenthalten in Wermutshausen und Schwäbisch Hall ziehen Mörike und seine Schwester Ende 1844 nach Bad Mergentheim, wo sie im Hause des Oberstleutnants von Speeth wohnen. Dort lernt Mörike die 26jährige Tochter Margarethe kennen, die er nach siebenjähriger Verlobungszeit 1851 heiratet. Die Ehe, der zwei Töchter entspringen, ist wenig glücklich: es kommt zu Differenzen zwischen der Ehefrau und der Schwester, die weiterhin im Hause lebt. Auch die Konfessionsunterschiede – Margarethe ist Katholikin – tragen nicht unwesentlich zu den Spannungen bei. 1873 erfolgt denn auch die Trennung des Ehepaares Mörike.

Mörike mit Familie
Mörike mit Familie und - unvermeidlich - Schwester Klara. Fotografie um 1860
Margarethe Speeth
Margarethe Speeth. Nach einem Gemälde von Arnalie Kohler