Kurzinhalt, Zusammenfassung "Duineser Elegien (1923)" von Rainer Maria Rilke (Seite 2)

4: Die vierte Elegie ist im November 1915 in München entstanden und setzt sich vor allem mit dem menschlichen Bewußtsein und den Bedingungen der menschlichen Existenz, der conditio humana, auseinander, mit der melancholisch-bitteren Erkenntnis, dass es keine Möglichkeit gibt, der Vergänglichkeit zu entrinnen. Wie schon in der ersten Elegie, werden auch hier den Menschen erneut die Tiere gegenübergestellt (vgl. dazu auch die achte Elegie), die im Gegensatz zu den Menschen mit sich im reinen sind. Die innere Zerrissenheit des Menschen wird symbolisch dargestellt auf einer Puppenbühne, auf der sich „Engel“ und „Puppe“ begegnen. Noch von dieser Zerrissenheit verschont sind die Kinder, die deshalb auch „den ganzen Tod, noch vor dem Leben [...] enthalten.“

5: Die fünfte Elegie, im Februar 1922 in Muzot entstanden, ist Rilkes westfälischer Freundin Herta Koenig gewidmet und nach der letzten Elegie die zweitlängste der Sammlung. Das Thema – Zirkusleute, fahrendes Volk – geht zurück auf ein Bild von Picasso (Les Saltimbanques; dt.: Die Gauklerfamilie (1905)) aus dem Besitz von Herta Koenig. Nach einer ausführlichen Vorstellung einzelner Figuren schlägt die Stimmung ab der achten Strophe um, Zuschauer und Akrobaten werden zu Toten, Madame Lamort (Frau Tod) schlingt und windet „die ruhlosen Wege der Erde“.

6: Der bereits aus der ersten Elegie bekannte Held ist das zentrale Thema der sechsten, im Frühjahr 1912 in Duino begonnenen Elegie. Es ist bezeichnend, dass gerade diese Elegie in vier Etappen fertiggestellt wurde, die letzten zehn Verse erst 1922 in Muzot.

Der Held wird dargestellt als ein Gegenbild zur mehrfach betrachteten conditio humana und unterscheidet sich vom normalen Menschen dadurch, dass er dessen Hindernissen und Einschränkungen nicht ausgesetzt ist.

7: Diese Elegie ist im Februar 1922 in Muzot entstanden und kreist um den Ganzheitsgedanken von Mensch und Natur und die Befreiung des Menschen aus seiner Abhängigkeit vom Materiellen und Irdischen bis hin zu einer Verschmelzung mit dem Kosmischen. Erfüllung des Lebens wird erst im Tod erreicht, die materielle Welt wandelt sich in eine geistig-spirituelle, denn „nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen.“

8: Die ebenfalls im Februar 1922 in Muzot entstandene achte Elegie ist Rilkes Freund, dem österreichischen Schriftsteller und Philosophen Rudolf Kassner gewidmet, mit dem ihn seit 1907 eine tiefe Freundschaft verband. Sie nimmt die in der vierten Elegie begonnene Auseinandersetzung zum menschlichen Bewusstsein wieder auf und stellt auch hier dem Menschen die Tiere gegenüber. Erstmals wird der für den späten Rilke typische Begriff des „Offenen“ gebraucht, der eine veränderte Lebensperspektive meint, die sich durch ein Innehalten im Augenblick, ein Verweilen im Jetzt kennzeichnet.

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