Interpretation: "Böhmen liegt am Meer" von Ingeborg Bachmann (Seite 2)

Der letzte Sinnabschnitt des Gedichts beginnt mit dem Vergleich der Positionen. Böhmen hat – geschichtlich gesehen – ebenfalls Proben bestanden, so wie das lyrische Ich, das aus dieser Stadt und deren Erfahrung Kraft schöpfen kann. Die Grenzen, symbolisch gesetzt für die Grenzen der Sprache, aber auch soziale und gesellschaftliche Grenzen, können in dieser Setzung endlich angenommen werden, ohne daran zu verzweifeln. Doch die letzten Zeilen heben diese In-eins-Setzung wieder auf, wenn das lyrische Ich sich zum „Vaganten“ stilisiert, frei, ohne jede Beziehung oder Verbindung, außer der zur Stadt Böhmen bzw. zu dem, was sie symbolisiert. Selbst die Rolle des Meeres wird hier aufgehoben und hinterfragt; was bleibt, sind Talent und die vom Ich erfahrenen Grenzen.

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