Interpretation "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht (Seite 2)

Wesentlich für das Stück sind auch die zwölf unregelmäßig im Stück verteilten musikalischen Einlagen, Lieder, die immer wieder Handlungsstränge deuten und interpretieren. Diese Lieder werden selbstverständlich nicht von der Figur Courage gesungen, sondern von der Darstellerin derselben – dieser kleine Unterschied trennt Illusionstheater vom Epischen Theater, das den Zuschauer immer wieder aus Identifikationsprozesses aufschreckt.

Dabei zitiert sich Brecht zuweilen auch selbst: So stammt das Salomo-Lied aus dem 9. Bild aus der Dreigroschenoper; allerdings hat Brecht für die Mutter Courage den Text stark abgeändert, denn hier ist auch die dramaturgische Funktion des Liedes eine andere.

Lieder umrahmen auch das Stück als Ganzes. Das erste Lied stellt den für Mutter Courage so wichtigen Bezug zwischen Krieg und Geschäft her:

„Kanonen auf die leeren Mägen / Ihr Hauptleut, das ist nicht gesund. / Doch sind sie satt, habt meinen Segen / Und führt sie in den Höllenschlund ...“

Als sie am Schluss ohne Kinder und mit zerstörtem Wagen dasteht, ist sie trotz aller schmerzlichen Erfahrungen immer noch die Gleiche, die noch immer ihre Hoffnungen auf den Krieg setzt:

„Der Krieg, er dauert hundert Jahre
Der g´meine Mann hat kein Gewinn.
[...] Jedoch vielleicht geschehn noch Wunder:
Der Feldzug ist noch nicht zu End!
Das Frühjahr kommt! Wach auf, du Christ!
Der Schnee schmilzt weg! Die Toten ruhn!
Und was noch nicht gestorben ist
Das macht sich auf die Socken nun.“

Seiten