Ungekürztes Werk "Woyzeck" von Georg Büchner (Seite 20)

KRAMLADEN

Woyzeck. Der Jude.

WOYZECK. Das Pistolche ist zu theuer.

JUD. Nu, kauft's oder kauft's nit, was is?

WOYZECK. Was kost das Messer?

JUD. S' ist ganz, grad. Wollt Ihr Euch den Hals mit abschneide? Nu, was is es? Ich geb's Euch so wohlfeil wie ein andrer, Ihr sollt Euern Tod wohlfeil haben, aber doch nit umsonst. Was is es? Er soll nen ökonomischen Tod habe.

WOYZECK. Das kann mehr als Brod schneide.

JUD. Zwee Grosche.

WOYZECK. Da! Geht ab.

JUD. Da! Als ob's nichts wär. Und s' is doch Geld. Der Hund.

KAMMER

Marie. Das Kind. Der Narr.

MARIE blättert in der Bibel. »Und ist kein Betrug in seinem Munde erfunden« – Herrgott! Herrgott! Sieh mich nicht an. Blättert weiter. »Aber die Pharisäer brachten ein Weib zu ihm, im Ehebruch begriffen und stelleten sie in's Mittel dar. – Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.« Schlägt die Hände zusammen. Herrgott! Herrgott! Ich kann nicht. Herrgott gieb mir nur soviel, daß ich beten kann. Das Kind drängt sich an sie. Das Kind giebt mir einen Stich in's Herz. Karl! Das brüst sich in der Sonne!

NARR liegt und erzählt sich Mährchen an den Fingern. Der hat die golden Kron, der Herr König. Morgen hol' ich der Frau Königin ihr Kind. Blutwurst sagt: komm Leberwurst! Er nimmt das Kind und wird still.

MARIE. Der Franz ist nit gekomm, gestern nit, heut nit, es wird heiß hier. Sie macht das Fenster auf. »Und trat hinein zu seinen Füßen und weinete und fing an seine Füße zu netzen mit Thränen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen und küssete seine Füße und salbete sie mit Salben.« Schlägt sich auf die Brust. Alles todt! Heiland, Heiland ich möchte dir die Füße salben.

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