Biographie Günter Grass (Seite 3)

Wieder einmal tritt Günter Grass aus: Diesmal aus der SPD, die ihm mit der Zuwanderungspolitik merkwürdig fremd geworden ist. 1993 wird er mit dem Premio Comites Berlin 1992 ausgezeichnet, der Vereinigung in Berlin lebender Italiener, die damit sein besonderes Engagement für Toleranz und Menschenrechte würdigt.

1999, und damit 40 Jahre nach ihrem Erscheinen, erhält Günter Grass für Die Blechtrommel den Nobelpreis und damit nicht nur nationale, sondern auch internationale Resonanz. Mit dem Preisgeld unterstützt er seine inzwischen drei Stiftungen. Weiter erscheinen u. a. Mein Jahrhundert (1999) und die Novelle Im Krebsgang (2002). Doch während er darin, wie auch in verschiedenen anderen Werken zuvor, mit Ereignissen der Kriegszeit und ihren Auswirkungen auf die Zukunft der Figuren beschäftigt, offenbart er sich selbst – und seine bis dato unerwähnt gebliebene kurzzeitige Zugehörigkeit zur SS – erst sehr spät, nämlich erst in seinen 2006 erschienenen Erinnerungen Beim Häuten der Zwiebel. Dieses späte und überfällige Bekenntnis lässt seine eigene Vergangenheit plötzlich in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussionen rücken.

Dennoch kennt man Günter Grass auch als Querulanten, als bärbeißigen und kritischen Wortkünstler, der in allem was er schafft, eine eigentümlich-markante Ausdrucksweise, einen unverkennbaren Rhythmus und eine klare Positionierung hat. Die Blechtrommel hat ihn zu einem Wegweisenden werden lassen, der zwar nicht unumstritten ist, für viele aber noch immer eine literaturästhetische und moralische Instanz darstellt.

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