Franz Kafka / Bilder

Kafka
Hermann Kafka, vom ‘Dorfgeher’ zum angesehenen Großhändler hochgearbeitet, hielt die schriftstellerische Arbeit seines Sohnes für nutzlosen Zeitvertreib.

»Du bekamst für mich das Rätselhafte, das alle Tyrannen haben, deren Recht auf ihrer Person, nicht auf dem Denken begründet ist.«
‘Brief an den Vater’ 1919

»Sagte ich Dir schon einmal, daß ich den Vater bewundere? Daß er mein Feind ist und ich seiner, so wie es durch die Natur bestimmt ist, das weißt Du, aber außerdem ist meine Bewunderung seiner Person vielleicht so groß, wie meine Angst vor ihm. An ihm vorbei kann ich zur Not, über ihn hinweg nicht.«
An Felice, 24. August 1913

Kafka
Julie Kafka, schwache Gegenkraft zum fordernden Vater, dem sie fürsorglich untertan war, oder wie Franz Kafka beide später beschrieb: sie seine »liebende Sklavin« und jener ihr »liebender Tyrann«.

»Schrecklich war es auch, wenn Du [der Vater] schreiend um den Tisch herumliefst, um einen zu fassen, offenbar gar nicht fassen wolltest, aber doch so tatest, und die Mutter einen schließlich scheinbar rettete. Wieder hatte man einmal, so schien es dem Kind, das Leben durch Deine Gnade behalten und trug es als Dein unverdientes Geschenk weiter. [...] Es ist wahr, daß die Mutter grenzenlos gut zu mir war, aber alles das stand in Beziehung zu Dir, also in keiner guten Beziehung. Die Mutter hatte unbewußt die Rolle eines Treibers in der Jagd. [...] Man konnte bei ihr zwar immer Schutz finden, aber nur in Beziehung zu Dir.«

"Brief an den Vater", 1919

Kafka
Das Kinsky-Palais am Altstädter Ring. Im Erdgeschoß rechts führte der Vater dann ab 1912 seinen ‘Galanteriewarenladen’. Im Obergeschoß war das deutschsprachige humanistische Gymnasium untergebracht, das Kafka von 1893 bis 1901 besuchte.

»Anstrengender Sonntag gestern. Dem Vater hat das ganze Personal gekündigt. Durch gute Reden, Herzlichkeit, Wirkung seiner Krankheit, seiner Größe und frühern Stärke, seiner Erfahrung, seiner Klugheit erkämpft er sich in allgemeinen und privaten Unterredungen fast alle zurück.«

Tagebuch vom 16. Oktober 1911

Kafka
Elli, Valli und Franz, etwa 10 Jahre alt. Alle drei Schwestern Kafkas wurden später in Konzentrationslagern ermordet, ein Schicksal, das viele Verwandte und Bekannte Kafkas teilten.

»Es hat ja natürlich Nachteile ein spätgeborenes Kind zu sein, aber die Vorteile gegenüber den Erstgeborenen, von denen ich ein trübsinniges Musterbeispiel bin, sind doch sehr groß. [...] Ich bin der älteste von sechs Geschwistern, zwei Brüder, etwas jünger als ich, starben als kleine Kinder durch Schuld der Ärzte, dann war es eine Zeitlang still, ich war das einzige Kind, bis dann nach 4, 5 Jahren die drei Schwestern durch 1 beziehungsweise durch 2 Jahre getrennt anmarschierten. So habe ich sehr lange allein gelebt und mich mit Ammen, alten Kindermädchen, bissigen Köchinnen, traurigen Gouvernanten herumgeschlagen, denn meine Eltern waren doch immerfort im Geschäft.«

An Felice, 19./20. Dezember 1912