Franz Kafka / Bilder

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Franz Kafka zu Beginn des Studiums

»Ich saß einmal vor vielen Jahren, gewiß traurig genug, auf der Lehne des Laurenziberges. Ich prüfte die Wünsche, die ich für das Leben hatte. Als wichtigster oder als reizvollster ergab sich der Wunsch, eine Ansicht des Lebens zu gewinnen (und – das war allerdings notwendig verbunden – schriftlich die anderen von ihr überzeugen zu können), in der das Leben zwar sein natürliches schweres Fallen und Steigen bewahre, aber gleichzeitig mit nicht minderer Deutlichkeit als ein Nichts, als ein Traum, als ein Schweben erkannt werde. Vielleicht ein schöner Wunsch, wenn ich ihn richtig gewünscht hätte.«
‘Er’. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1920

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Im Café Arco trafen sich auch die engeren Freunde Kafkas, der sogenannte Prager Kreis: Max Brod, Felix Weltsch und der blinde Oskar Baum. Sie lasen sich gegenseitig Texte vor, übten Kritik und halfen einander bei der Publikation ihrer Werke.

Als stiller Gast und aufmerksamer Zuhörer besuchte Franz Kafka häufig das Café Arco, das Prager Hauptquartier der Avantgarde in Literatur und Kunst. Karl Kraus spöttelte über die‘Arconauten’: »Es werfelt und brodelt und kafkat und kischt.«

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Franz Kafka zur Zeit der Promotion

»Lieber Max,
ich hätte Dir eigentlich noch während meiner Prüfung schreiben sollen, denn es ist sicher, daß Du mir drei Monate meines Lebens zu einer anderen Verwendung gerettet hast als zum Lernen der Finanzwissenschaft. Nur die Zettelchen haben mich gerettet, denn dadurch erstrahlte ich dem M. als seine eigene Spiegelung mit sogar interessanter österrreichischer Färbung, und trotzdem er in dieser großen Menge befangen war, die er dieses halbe Jahr gesprochen hat, ich dagegen nur Deine ganz kleinen Zettelchen in der Erinnerung hatte, kamen wir doch zu der schönsten Übereinstimmung. Aber auch bei den andern war es sehr lustig, wenn auch nicht kenntnisreich.
Viele Grüße Dein F.K.«

An Max Brod, 16. März 1906

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Das Gebäude der ‘Arbeiter- Unfall- Versicherungs- Anstalt für das Königreich Böhmen’, ein halbstaatliches Institut, das die Rechte der Arbeiter auf Unfallschutz und Versorgung nach Unfällen vertreten sollte.‘

»In meinen vier Bezirkshauptmannschaften fallen – von meinen übrigen Arbeiten abgesehen – wie betrunken die Leute von den Gerüsten herunter, in die Maschinen hinein, alle Balken kippen um, alle Böschungen lockern sich, alle Leitern rutschen aus, was man hinauf gibt, das stürzt hinunter, was man herunter gibt, darüber stürzt man selbst. Und man bekommt Kopfschmerzen von diesen jungen Mädchen in den Porzellanfabriken, die unaufhörlich mit Türmen von Geschirr sich auf die Treppe werfen.«

An Max Brod, Sommer 1909, auf dem Briefpapier der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt

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Franz Kafka um 1910 als Beamter, »wohl eine Auswurfsklasse des europäischen Berufsmenschen«

»Abend, halb zwölf Uhr. Daß ich, solange ich von meinem Bureau nicht befreit bin, einfach verloren bin, das ist mir über alles klar, es handelt sich nur darum, solange es geht, den Kopf so hoch zu halten, daß ich nicht ertrinke.«

Tagebucheintrag vom 18. Dezember 1910

»Schließlich, das weiß ich ja, ist das nur Geschwätz, schuldig bin ich, und das Bureau hat gegen mich die klarsten und berechtigtesten Forderungen. Nur ist es eben für mich ein schreckliches Doppelleben, aus dem es wahrscheinlich nur den Irrsinn als Ausweg gibt.«

Tagebucheintrag vom 19. Februar 1911

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In ausgefeilten und zugleich ausufernden Sätzen legte der Versicherungsangestellte Franz Kafka die Gefahren am Arbeitsplatz, in diesem Fall einer Holzhobelmaschine, auseinander – aus einem Bericht der ‘Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen’ aus dem Jahre 1909.