Interpretation "Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss (Seite 3)

Hoffnung beinhaltet bei Peter Weiss immer die Utopie des Besseren, die Einlösung dessen in der Zukunft, was das „und doch“ verspricht. Die Erfüllung der Utopie liegt aber nach Ansicht des Autors nicht in der Kunst selbst, auch nicht in der Literatur. „Die Ästhetik des Widerstandes“ ist nicht selbst die Utopie, sie verweist lediglich darauf, als etwas, dass nach anderen Maßstäben gestaltet ist, nämlich auf die Praxis. Der Leser muss also, um einen Ausweg aus der Spirale des „und doch“ zu finden, die literarische Geschichte verlassen und stattdessen die reale Geschichte betreten. Erst hier in der Realität kann die Utopie eingelöst werden. Literarisch verdeutlicht dies Weiss, indem der Erzähler am Ende des Textes aus der grammatikalischen Form des Präteritums in den Konjunktiv II wechselt und damit den Blick auf die Zukunft richtet: „... sie müssten selber mächtig werden“, damit sie „den furchtbaren Druck ... endlich loswerden könnten“. Der Leser wird aufgefordert, diesen Konjunktiv rückgängig zu machen.

Dr. Gregor Ohlerich

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