Neuverfilmung von Fontanes Literaturklassiker EFFI BRIEST ab 12.2. im Kino

Romanverfilmung EFFI BRIEST – ab 12. Februar 2009 im Kino

Am 12. Februar startet die Neuverfilmung des LiteraturklassikersEFFI BRIEST von Theodor Fontane in den deutschen Kinos. Die ungestümesiebzehnjährige Effi Briest (JULIA JENTSCH) heiratet auf Rat ihrer Eltern BaronInstetten (SEBASTIAN KOCH), einen früheren Verehrer ihrer Mutter (JULIANEKÖHLER). Paar zieht zunächst in den kleinen Ostsee-Küstenort Kessin, wo Effiein eintöniges Leben erwartet. Bis Major Crampas (MIŠEL MATIČEVIĆ) auftaucht,ein Regimentskamerad Instettens und ein charmanter Frauenheld. Effi erfährtdurch ihn, was Liebe und Leidenschaft bedeuten können. Es wird eine für Crampastödliche Affäre…

Erstmals begibt sich nun eineRegisseurin daran, die Geschichte der Effi neu und aus heutiger Sicht zu lesen:Sie verbindet in EFFI den Reiz des historischen Stoffes mit dem Bewusstsein derGegenwart und zeigt die junge Effi als modernes Mädchen. Theodor Fontanes Romanerschien 1894, doch die Gefühle und Obsessionen sind heute dieselben. Damalswurde jedoch nicht nur gestritten, es wurde geschossen. Die vielfachpreisgekrönte Julia Jentsch (SOPHIE SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE) wird Effi Briestspielen. Produziert wird der Film von Günter Rohrbach (DIE WEISSE MASSAI,SCHTONK!, DAS BOOT).

mit:Julia Jentsch, Sebastian Koch, Barbara Auer, Mišel Matičević, , Juliane Köhler u.a.

Regie:Hermine Huntgeburth

Produzent: Günter Rohrbach

ExecutiveProducer: Martin Moszkowicz

Drehbuch: Volker Einrauch nach „Effi Briest“ vonTheodor Fontane

Eine Constantin Film Produktion

 

Kommentar von Rohrbach:

Theodor Fontanes „Effi Briest“ ist der große Liebes- undEhebruchsroman der deutschen Literatur, in seiner nationalen Bedeutungvergleichbar mit Werken der Weltliteratur wie Flauberts „Madame Bovary“ oderTolstois „Anna Karenina“. Es ist ein Filmstoff wie kein anderer, und so lag esnahe, dass sich praktisch jede Generation deutscher Filmemacher an ihm versuchthat. Die jungen Stars ihrer Zeit setzten sich mit dieser Rolle ein Denkmal.Begonnen hat es mit Marianne Hoppe, am Vorabend des zweiten Weltkriegs, unterdem Titel DER SCHRITT VOM WEGE und ihr Regisseur war Gustaf Gründgens. Mitteder fünfziger Jahre war es Ruth Leuwerik unter dem zeittypischen Titel ROSEN IMHERBST mit Rudolf Jugert als Regisseur. Ende der 60er und Anfang der 70er Jahregab es dann gleich zwei Filme, einen in der DDR mit Angelica Domröse, RegieWolfgang Luderer, und einen in Westdeutschland mit Hanna Schygulla, RegieRainer Werner Fassbinder, beide ebenfalls unter dem Originaltitel EFFI BRIEST.Inzwischen sind fast 40 Jahre vergangen, und es wird Zeit für eine neue, ausheutiger Perspektive erzählte Version.

Die drei Verfilmungen vorFassbinder hielten sich in einem vergleichsweise konventionellen Rahmen undbedienten ihre Vorlage ohne eigenen künstlerischen Anspruch. Erst Fassbinderhat durch seine strenge Stilisierung (in Schwarz-Weiß!) den Stoff in eine neueDimension gehoben. Gerade indem er sich geradezu penibel auf Fontane einließ,hat er zugleich über ihn hinausgewiesen. Dennoch ist auch Fassbinders Filmseiner Zeit verhaftet geblieben.

Die Amerikaner und insbesondereauch die Engländer machen es uns seit Jahren immer wieder vor, wie erfolgreichman mit den literarischen Klassikern umgehen kann (siehe z.B. SINN UNDSINNLICHKEIT oder STOLZ UND VORURTEIL). Es gibt dafür ein großes,aufgeschlossenes Publikum. Voraussetzung ist freilich, dass es gelingt, denReiz einer historischen Situation, ihre Dekors und Kostüme, ihre einzigartigeAura mit dem Bewusstsein der Gegenwart zu vermählen. Mit diesem Ziel wurde EFFIBRIEST gedreht.

Wir haben uns bemüht, Fontane neuzu lesen, die Ereignisse, die Gefühle, die Obsessionen aufzudecken, die sichhinter den Zeilen verbergen. Der Roman ist gewissermaßen in Synkopengeschrieben, entscheidende Momente werden unterdrückt, verschwinden im Off. DasBuch vibriert geradezu vor Sexualität, aber der Text gibt sie nicht preis,versteckt sie in bedrohlichen Bildern, angstmachenden Halluzinationen. Er istquasi vor-freudianisch und gerade darum mit Freud zu lesen. Das haben wirversucht, ohne uns dabei von Fontane zu entfernen.

In dem Roman stecken überdieszwei Themen von - betrachten wir unsere Parallelgesellschaften - geradezubrennender Aktualität: Zwangsverheiratung und Ehrenmord. Es ist noch nicht so langeher, dass solche Verhältnisse ein Teil unserer eigenen Welt waren. Die Frau,die Fontane als reales Vorbild diente, ist erst vor wenigen Jahrzehntengestorben. Sie, die reale Figur, hat uns auch ermutigt, in einem wichtigenPunkt von Fontane abzuweichen. Da war noch ein Leben nach dem Leben, darum derbefreiende Schluss.

Es ist der Vorteil historischerGeschichten, dass sich in ihnen die Konflikte stärker abzeichnen, als wir dasheute zulassen würden. Da ist ein Ehebruch noch eine unheilbare Katastrophe,und da wird nicht gestritten sondern geschossen. Es sind nicht die Probleme,die uns heute von den damaligen trennen, wohl aber die Art, damit umzugehen. Daist nichts geglättet und abgeschliffen, da ist alles harte Kante.

Zwei starke Frauen tragen diesenFilm: die Regisseurin Hermine Huntgeburth und die Schauspielerin Julia Jentsch.Hermine Huntgeburth hat in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen gezeigt, wiegenau, wie sensibel und wie modern sie Geschichten erzählen kann. Und JuliaJentsch ist nicht zuletzt seit SOPHIE SCHOLL eine der großen Hoffnungen desdeutschen Films, für EFFI BRIEST die Idealbesetzung.

Günter Rohrbach

DAS HISTORISCHE VORBILD ZU FONTANES „EFFI BRIEST“

Elisabeth (genannt Else) Freiin von Plotho wurde am 26.10.1853 auf dem elterlichen Gut Zerben an der Elbegeboren. Sie war das jüngste von fünf Kindern und wuchs wild und eigenwilligauf. Mit zwanzig heiratete sie, nachdem sie seine Werbung zunächst abgelehnthatte, den Fähnrich Armand Leon von Ardenne. Das Paar lebte zunächst in Berlin.1881 wurde Ardenne als Rittmeister und Eskadronchef nach Düsseldorf versetzt.Dort lernte Else den Amtsrichter Emil Hartwich kennen, der Hobby-Maler und einfanatischer Verfechter körperlicher Ertüchtigung war. Die Liebesgeschichtezwischen Else und Hartwich wurde von Armand von Ardenne entdeckt, als diesersich, Argwohn schöpfend, mittels eines Nachschlüssels die Briefe verschaffte,die Hartwich an Else geschrieben hatte. Am 27. November 1886 fand das Duellzwischen Ardenne und Hartwich statt. Hartwich schoss in die Luft, Ardenne trafHartwich in den Unterleib. Hartwich starb am 1. Dezember 1886. Es war dasletzte bekannt gewordene Duell in Deutschland.

Else von Ardenne lebte bis zum 5. Februar 1952,zuletzt in Lindau am Bodensee. Ihr Tod wurde in der Lindauer Zeitung vom 6.Februar 1952 gemeldet: „Die älteste Lindauerin, Elisabeth von Ardenne, ist amMontag im 99. Lebensjahr gestorben.“

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