Ungekürztes Werk "Schach von Wuthenow" von Theodor Fontane (Seite 72)

Sie zu sehen, Herr von Schach. Sie kommen vom Könige.”

“Zu Befehl, Euer Majestät.”

“Es ist etwas gewagt”, fuhr die Königin fort, “daß ich Sie habe bitten lassen. Aber der König, der anfänglich dagegen war und mich darüber verspottete, hat es schließlich gestattet. Ich bin eben eine Frau, und es wäre hart, wenn ich mich meiner Frauenart entschlagen müßte, nur weil ich eine Königin bin. Als Frau aber interessiert mich alles, was unser Geschlecht angeht, und was ging uns näher an als eine solche question d'amour.”

“Majestät sind so gnädig.”

“Nicht gegen Sie, lieber Schach. Es ist um des Fräuleins willen ... Der König hat mir alles erzählt, und Köckritz hat von dem Seinen hinzugetan. Es war denselben Tag, als ich von Pyrmont wieder in Paretz eintraf, und ich kann Ihnen kaum aussprechen, wie groß meine Teilnahme mit dem Fräulein war. Und nun wollen Sie, gerade Sie, dem lieben Kinde diese Teilnahme versagen und mit dieser Teilnahme zugleich sein Recht. Das ist unmöglich. Ich kenne Sie so lange Zeit und habe Sie jederzeit als einen Kavalier und Mann von Ehre befunden. Und dabei, denk ich, belassen wir's. Ich habe von den Spottbildern gehört, die publiziert worden sind, und diese Bilder, so nehm ich an, haben Sie verwirrt und Ihnen Ihr ruhiges Urteil genommen. Ich begreife das, weiß ich doch aus allereigenster Erfahrung, wie weh dergleichen tut und wie der giftige Pfeil uns nicht bloß in unserem Gemüte verwundet, sondern auch verwandelt und nicht verwandelt zum Besseren. Aber wie dem auch sei, Sie mußten sich auf sich selbst besinnen, und damit zugleich auch auf das, was Pflicht und Ehre von Ihnen fordern.”

Schach schwieg.

“Und Sie werden es”, fuhr die Königin immer lebhafter werdend fort, “und werden sich als einen Reuigen und Bußfertigen zeigen. Es kann Ihnen nicht schwer werden, denn selbst aus der Anklage gegen Sie, so versicherte mir der König, habe noch immer ein Ton der Zuneigung gesprochen. Seien Sie dessen gedenk, wenn Ihr Entschluß je wieder ins Schwanken kommen sollte, was ich nicht fürchte. Wüßt ich doch kaum etwas, was mir in diesem Augenblicke so lieb wäre, wie die Schlichtung dieses Streites und der Bund zweier Herzen, die mir für einander bestimmt erscheinen. Auch durch eine recht eigentliche Liebe. Denn Sie werden doch, hoff ich, nicht in Abrede stellen wollen, daß es ein geheimnisvoller Zug war, was Sie zu diesem lieben und einst so schönen Kinde hinführte. Das Gegenteil anzunehmen, widerstreitet mir. Und nun eilen Sie heim, und machen Sie glücklich und werden Sie glücklich. Meine Wünsche begleiten Sie, Sie beide. Sie werden sich zurückziehen, solang es die Verhältnisse gebieten; unter allen Umständen erwart ich, daß Sie mir Ihre Familienadresse melden und den Namen Ihrer Königin als erste Taufpatin in Ihr Wuthe-nower Kirchenbuch eintragen lassen. Und nun Gott befohlen.”

Ein Gruß und eine freundliche Handbewegung begleiteten diese Worte; Schach aber, als er sich kurz vor der Gartenfront noch einmal umsah, sah, wie beide Damen in einen Seitenweg einbogen und auf eine schattige, mehr der Spree zu gelegene Partie des Parkes zuschritten.

Er selbst saß eine Viertelstunde

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