Ungekürztes Werk "Unterm Birnbaum" von Theodor Fontane (Seite 58)

een. Kunicke kunn woll wedder nich los koamen? Den kenn ick. Na, sien Vader, de oll Kunicke, whir ook so. Man blot noch en beten mihr.«

»Ja«, lachte Hradscheck, »spät war es. Un denken Sie sich, Mutter Jeschke, Glock´ zwölf oder so herum sind wir noch fünf Mann hoch in den Keller gestiegen. Und warum? Weil der Ede nicht mehr wollte.«

»Nu, süh eens. Un worümm wull he nich?«

»Weil´s unten spuke. Der Junge war wie verdreht mit seinem ewigen ›et spökt‹ und ›et grappscht‹. Und weil er dabei blieb und wir unsere Bowle doch haben wollten, so sind wir am Ende selber gegangen.«

»Nu, süh eens«, wiederholte die Alte. »Hätten em salln ´ne Muulschell gewen.«

»Wollt ich auch. Aber als er so dastand und zitterte, da konnt ich nicht. Und dann dacht ich auch …«

»Ach wat, Hradscheck, is joa all dumm Tüg … Un wenn et wat is, na, denn möt et de Franzos sinn.«

»Der Franzose?«

»Joa, de Franzos. Guckens moal; de Ihrd geiht hier so´n beten dahl. He moak woll en beten rutscht sinn.«

»Rutscht sinn«, wiederholte Hradscheck und lachte mit der Alten um die Wette. »Ja, der Franzos ist gerutscht. Alles gut. Aber wenn ich nur den Jungen erst wieder in Ordnung hätte. Der macht mir das ganze Dorf rebellisch. Und wie die Leute sind, wenn sie von Spuk hören, da wird ihnen ungemütlich. Und dann kommt zuletzt auch die dumme Geschichte wieder zur Sprache. Sie wissen ja …«

»Woll, woll, ick weet.«

»Und dann, Mutter Jeschke, Spuk ist Unsinn. Natürlich. Aber es gibt doch welche …«

»Joa, joa.«

»Es gibt doch welche, die sagen: Spuk ist nicht Unsinn. Wer hat nu recht? Nu mal ´raus mit der Sprache.«

Der Alten entging nicht, in welcher Pein und Beklemmung Hradscheck war, weshalb sie, wie sie stets zu tun pflegte, mit einem »Ja« antwortete, das ebensogut ein »Nein«, und mit einem »Nein«, das ebensogut ein »Ja« sein konnte.

»Mien leew Hradscheck«, begann sie, »Se wullen wat weten von mi. Joa, wat weet ick? Spök! Gewen moak et joa woll so wat. Un am Enn ook wedder nich. Un ich segg ümmer: wihr sich jrult, för den is et wat, un wihr sich nich jrult, für den is et nix.«

Hradscheck, der mit gespanntester Aufmerksamkeit gefolgt war, nickte zustimmend, während die sich plötzlich neben ihn setzende Alte mit wachsender Vertraulichkeit fortfuhr: »Ick will Se wat seggen, Hradscheck. Man möt man blot Kurasch hebben. Un Se hebben joa. Wat is Spök? Spök, dat´s grad so, as wenn de Müüs´ knabbern. Wihr ümmer hinhürt, na, de slöppt nich; wihr awers so bi sich seggen deiht: ›na, worümm salln se nich knabbern‹, de slöppt.«

Und bei diesen Worten erhob sie sich rasch wieder und ging, zwischen den Beeten hin, auf ihre Wohnung zu. Mit einem Male aber blieb sie stehen und wandte sich wieder, wie wenn sie was vergessen habe. »Hürens, Hradscheck, wat ick Se noch seggen wull, uns´ Line kümmt ook wedder. Se hett gistern schrewen. Wat mienens? De wihr so wat för Se.«

»Geht nicht, Mutter Jeschke. Was würden die Leute sagen? Un is auch eben erst

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