Ungekürztes Werk "Faust 1" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 18)

Böse nennt,

Mein eigentliches Element.

FAUST.

Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?

MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.

Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,

Gewöhnlich für ein Ganzes hält:

Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,

Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,

Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht

Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht.

Und doch gelingts ihm nicht, da es, soviel es strebt,

Verhaftet an den Körpern klebt:

Von Körpern strömts, die Körper macht es schön,

Ein Körper hemmts auf seinem Gange;

So, hoff ich, dauert es nicht lange,

Und mit den Körpern wirds zugrunde gehn.

FAUST. Nun kenn ich deine würdgen Pflichten!

Du kannst im Großen nichts vernichten

Und fängst es nun im Kleinen an.

MEPHISTOPHELES. Und freilich ist nicht viel damit getan.

Was sich dem Nichts entgegenstellt,

Das Etwas, diese plumpe Welt,

Soviel als ich schon unternommen,

Ich wußte nicht ihr beizukommen,

Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand –

Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!

Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,

Dem ist nun gar nichts anzuhaben:

Wie viele hab ich schon begraben,

Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut!

So geht es fort, man möchte rasend werden!

Der Luft, dem Wasser wie der Erden

Entwinden tausend Keime sich,

Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!

Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten,

Ich hätte nichts Aparts für mich.

FAUST. So setzest du der ewig-regen,

Der heilsam-schaffenden Gewalt

Die kalte Teufelsfaust entgegen,

Die sich vergebens tückisch ballt!

Was anders suche zu beginnen

Des Chaos wunderlicher Sohn!

MEPHISTOPHELES. Wir wollen wirklich uns besinnen,

Die nächsten Male mehr davon!

Dürft ich wohl diesmal mich entfernen?

FAUST. Ich sehe nicht, warum du fragst.

Ich habe jetzt dich kennen lernen,

Besuche nun mich, wie du magst.

Hier ist das Fenster, hier die Türe,

Ein Rauchfang ist dir auch gewiß.

MEPHISTOPHELES. Gesteh ichs nur! Daß ich hinausspaziere,

Verbietet mir ein kleines Hindernis:

Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle –

FAUST. Das Pentagramma macht dir Pein?

Ei, sage mir, du Sohn der Hölle:

Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?

Wie ward ein solcher Geist betrogen?

MEPHISTOPHELES. Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen:

Der eine Winkel, der nach außenzu,

Ist, wie du siehst, ein wenig offen.

FAUST. Das hat der Zufall gut getroffen!

Und mein Gefangner wärst denn du?

Das ist von ungefähr gelungen!

MEPHISTOPHELES. Der Pudel merkte nichts, als er hereingesprungen!

Die Sache sieht jetzt anders aus:

Der Teufel kann nicht aus dem Haus.

FAUST. Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?

MEPHISTOPHELES. 's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:

Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.

Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.

FAUST. Die Hölle selbst hat ihre Rechte?

Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt,

Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen

MEPHISTOPHELES. Was man verspricht, das sollst du rein genießen,

Dir wird davon nichts abgezwackt.

Doch das ist nicht so kurz zu fassen,

Und wir besprechen das zunächst;

Doch jetzo bitt ich hoch und höchst

Für dieses Mal

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