Ungekürztes Werk "Faust 1" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 31)

hat sies zwar gelehrt;

Allein der Teufel kanns nicht machen.

Die Tiere erblickend.

Sieh, welch ein zierliches Geschlecht!

Das ist die Magd! das ist der Knecht!

Zu den Tieren.

Es scheint die Frau ist nicht zu Hause.

DIE TIERE.

Beim Schmause!

Aus dem Haus

Zum Schornstein hinaus!

MEPHISTOPHELES. Wie lange pflegt sie wohl zu schwärmen?

DIE TIERE. Solange wir uns die Pfoten wärmen.

MEPHISTOPHELES zu Faust. Wie findest du die zarten Tiere?

FAUST. So abgeschmackt, als ich nur jemand sah!

MEPHISTOPHELES. Nein, ein Diskurs wie dieser da

Ist grade der, den ich am liebsten führe!

Zu den Tieren.

So sagt mir doch, verfluchte Puppen:

Was quirlt ihr in dem Brei herum?

DIE TIERE. Wir kochen breite Bettelsuppen.

MEPHISTOPHELES. Da habt ihr ein groß Publikum.

DER KATER macht sich herbei und schmeichelt dem Mephistopheles.

O würfle nur gleich

Und mache mich reich

Und laß mich gewinnen!

Gar schlecht ists bestellt,

Und wär ich bei Geld,

So wär ich bei Sinnen.

MEPHISTOPHELES. Wie glücklich würde sich der Affe schätzen,

Könnt er nur auch ins Lotto setzen!

Indessen haben die jungen Meerkätzchen mit einer großen Kugel gespielt

und rollen sie hervor.

DER KATER.

Das ist die Welt:

Sie steigt und fällt

Und rollt beständig;

Sie klingt wie Glas –

Wie bald bricht das! –

Ist hohl inwendig.

Hier glänzt sie sehr

Und hier noch mehr:

»Ich bin lebendig!« –

Mein lieber Sohn,

Halt dich davon!

Du mußt sterben:

Sie ist von Ton,

Es gibt Scherben!

MEPHISTOPHELES. Was soll das Sieb?

DER KATER holt es herunter.

Wärst du ein Dieb,

Wollt ich dich gleich erkennen.

Er läuft zur Kätzin und läßt sie durchsehen.

Sieh durch das Sieb!

Erkennst du den Dieb

Und darfst ihn nicht nennen?

MEPHISTOPHELES sich dem Feuer nähernd.

Und dieser Topf?

KATER UND KÄTZIN.

Der alberne Tropf!

Er kennt nicht den Topf,

Er kennt nicht den Kessel!

MEPHISTOPHELES. Unhöfliches Tier!

DER KATER.

Den Wedel nimm hier

Und setz dich in Sessel!

Er nötigt den Mephistopheles zu sitzen.

FAUST, welcher diese Zeit über vor einem Spiegel gestanden,

sich ihm bald genähert, bald sich von ihm entfernt hat.

Was seh ich? Welch ein himmlisch Bild

Zeigt sich in diesem Zauberspiegel!

O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Flügel

Und führe mich in ihr Gefild!

Ach, wenn ich nicht auf dieser Stelle bleibe,

Wenn ich es wage, nah zu gehn,

Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn! –

Das schönste Bild von einem Weibe!

Ists möglich, ist das Weib so schön?

Muß ich an diesem hingestreckten Leibe

Den Inbegriff von allen Himmeln sehn?

So etwas findet sich auf Erden?

MEPHISTOPHELES.

Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt

Und selbst am Ende Bravo sagt,

Da muß es was Gescheites werden!

Für diesmal sieh dich immer satt!

Ich weiß dir so ein Schätzchen auszuspüren,

Und selig, wer das gute Schicksal hat,

Als Bräutigam sie heimzuführen!

Faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles, sich in dem

Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, fährt fort zu sprechen.

Hier sitz ich wie der König auf dem Throne:

Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone.

DIE TIERE welche bisher

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