Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 13)

nicht mit Sinn und Hand geflochten?

PLUTUS. Wenns nötig ist, daß ich dir Zeugnis leiste,

So sag ich gern: bist Geist von meinem Geiste.

Du handelst stets nach meinem Sinn,

Bist reicher, als ich selber bin.

Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen,

Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen.

Ein wahres Wort verkünd ich allen:

Mein lieber Sohn, an dir hab ich Gefallen!

KNABE LENKER zur Menge. Die größten Gaben meiner Hand,

Seht! hab ich rings umhergesandt:

Auf dem und jenem Kopfe glüht

Ein Flämmchen, das ich angesprüht.

Von einem zu dem andern hüpfts,

An diesem hält sichs, dem entschlüpfts,

Gar selten aber flammts empor

Und leuchtet rasch in kurzem Flor;

Doch vielen, ehe mans noch erkannt,

Verlischt es, traurig ausgebrannt.

WEIBERGEKLATSCH. Dadroben auf dem Viergespann

Das ist gewiß ein Scharlatan,

Gekauzt da hintendrauf, Hanswurst,

Doch abgezehrt von Hunger und Durst,

Wie man ihn niemals noch erblickt;

Er fühlt wohl nicht, wenn man ihn zwickt.

DER ABGEMAGERTE. Vom Leibe mir, ekles Weibsgeschlecht!

Ich weiß, dir komm ich niemals recht. –

Wie noch die Frau den Herd versah,

Da hieß ich Avaritia;

Da stand es gut um unser Haus:

Nur viel herein und nichts hinaus!

Ich eiferte für Kist und Schrein;

Das sollte wohl gar ein Laster sein!

Doch als in allerneusten Jahren

Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen

Und wie ein jeder böser Zahler

Weit mehr Begierden hat als Taler,

Da bleibt dem Manne viel zu dulden:

Wo er nur hinsieht, da sind Schulden.

Sie wendets, kann sie was erspulen,

An ihren Leib, an ihren Buhlen,

Auch speist sie besser, trinkt noch mehr

Mit der Sponsierer leidigem Heer;

Das steigert mir des Goldes Reiz:

Bin männlichen Geschlechts, der Geiz!

HAUPTWEIB. Mit Drachen mag der Drache geizen;

Ists doch am Ende Lug und Trug!

Er kommt, die Männer aufzureizen;

Sie sind schon unbequem genug.

WEIBER IN MASSE. Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe!

Was will das Marterholz uns dräun?

Wir sollen seine Fratze scheun!

Die Drachen sind von Holz und Pappe:

Frisch an und dringt auf ihn hinein!

HEROLD. Bei meinem Stabe! Ruh gehalten! –

Doch braucht es meiner Hülfe kaum:

Seht, wie die grimmen Ungestalten,

Bewegt im rasch gewonnenen Raum,

Das Doppelflügelpaar entfalten!

Entrüstet schütteln sich der Drachen

Umschuppte, feuerspeiende Rachen;

Die Menge flieht, rein ist der Platz.

Plutus steigt vom Wagen.

HEROLD. Er tritt herab, wie königlich!

Er winkt; die Drachen rühren sich;

Die Kiste haben sie vom Wagen

Mit Gold und Geiz herangetragen,

Sie steht zu seinen Füßen da:

Ein Wunder ist es, wies geschah.

PLUTUS zum Lenker.

Nun bist du los der allzu lästigen Schwere,

Bist frei und frank: nun frisch zu deiner Sphäre!

Hier ist sie nicht! Verworren, scheckig, wild

Umdrängt uns hier ein fratzenhaft Gebild.

Nur wo du klar ins holde Klare schaust,

Dir angehörst und dir allein vertraust,

Dorthin, wo Schönes, Gutes nur gefällt,

Zur Einsamkeit! – Da schaffe deine Welt!

KNABE LENKER. So acht ich mich als werten Abgesandten,

So lieb ich dich als nächsten Anverwandten.

Wo du verweilst, ist Fülle; wo ich bin,

Fühlt jeder sich im herrlichsten Gewinn.

Auch schwankt

Seiten