Ungekürztes Werk "Deutschland. Ein Wintermärchen" von Heinrich Heine (Seite 32)

Zu Caput XXVI

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Die Äser, die schon vermodert längst

Und nur noch historisch gestunken,

Sie dünsteten aus ihr letztes Gift,

Halb Tote, halb Halunken.

Und gar das heilige Gespenst,

Die auferstandene Leiche,

Die ausgesogen das Lebensblut

Von manchem Volk und Reiche,

Sie wollte noch einmal verpesten die Welt

Mit ihrem Verwesungshauche!

Entsetzliche Würmer krochen hervor

Aus ihrem faulen Bauche –

Und jeder Wurm ein neuer Vampir,

Der wieder tödlich gerochen,

Als man ihm durch den schnöden Leib

Den heilsamen Pfahl gestochen.

Es roch nach Blut, Tabak und Schnaps

Und nach gehenkten Schuften –

Wer übelriechend im Leben war,

Wie mußt er im Tode duften!

Es roch nach Pudeln und Dachsen und auch

Nach Mopsen, die zärtlich gelecket

Den Speichel der Macht und fromm und treu

Für Thron und Altar verrecket.

Das war ein giftiger Moderdunst,

Entstiegen dem Schinderpfuhle –

Drin lag die ganze Hundezunft,

Die ganze historische Schule.

II

Es ist ein König in Thule, der hat

’nen Becher, nichts geht ihm darüber,

Und wenn er aus dem Becher trinkt,

Dann gehen die Augen ihm über.

Dann steigen in ihm Gedanken auf,

Die kaum sich ließen ahnden,

Dann ist er kapabel und dekretiert,

Auf dich, mein Kind, zu fahnden.

Geh nicht nach Norden, und hüte dich

Vor jenem König in Thule,

Hüt dich vor Gendarmen und Polizei,

Vor der ganzen historischen Schule.

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